Stammen Teile des Merced von Exponential?

S3: Intel verletzt Patentrechte

12.11.1998
MÜNCHEN (CW) - Die Entwicklung von Intels 64-Bit-CPU "Merced" steht unter keinem guten Stern. Jetzt droht dem Prozessorhersteller ein neues Verfahren wegen Patentrechtsverletzung, eingereicht von der S3 Inc.

Die US-amerikanische Firma S3 ist bislang bekannt für die Produktion von Grafikbausteinen. Nun könnte sie weitere Bedeutung gewinnen als die Company, die die Marktreife des Merced-Chips verzögert. Als Intel auf dem Microprocessor Forum im kalifornischen San Jose erstmals ein Blockdiagramm der geplanten CPU vorstellte, zeigten sich verdächtige Ähnlichkeiten zum Aufbau eines Prozessors, dessen Patentrechte sich S3 Anfang des Jahres gesichert hatte. Damals wurden drei Patente der Exponential Technology Inc. auf einer Auktion versteigert. Obwohl Intel und angeblich auch DEC daran interessiert waren, erhielt S3 für eine Summe von knapp zehn Millionen Dollar den Zuschlag.

Eines der Patente ("shared register architecture for a dual-instruction-set") erlaubt den Bau von Prozessoren, die sowohl RISC- als auch CICS-Instruktionen - und damit Programme für die verschiedensten Prozessortypen - verstehen. Das ist genau die Marschrichtung, die Intel mit der Merced-Architektur einschlagen will.

Derzeit verhandeln beide Parteien über eine gütliche Einigung, denn für Intel ist die 64-Bit-CPU entscheidend für die Zukunft. Für S3 könnte sich daraus eine neue Einnahmequelle ergeben. Der Grafikhersteller baute 20 Prozent der Belegschaft ab, nachdem im zweiten Quartal ein Verlust von über elf Millionen Dollar gemeldet worden war.

Das Unternehmen aus dem kalifornischen Santa Clara hat ein zweites Eisen im Feuer: In diesem Jahr strengte S3 ein Patentrechtsverfahren gegen Mitbewerber Nvidia an. Ironie des Schicksals oder Methode? Auch in diesem Fall hatte S3 die Patentrechte käuflich (von Cirrus Logic) erworben.