Package-Lösungen von Rechenzentren - am Beispiel der Gfa exdata, Nürnberg:

RZs schlagen Mini-Konkurrenz mit Mini-Waffen

23.05.1980

Auf Briefbogen, Prospekten, Drucksachen und Anzeigen der Gfa exdata signalisieren zwei Firmensymbole das Programm dieses Computerserviceunternehmens. Eines steht für Rechenzentren, das andere für Computersysteme.

Dieses Beispiel - Ergebnis einer Anpassung an veränderte Marktverhältnisse - ist eines von vielen. Die Szene der Datenverarbeitung hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert - aus mehreren Gründen.

Aus der Sicht eines Anwenders stellt sich der EDV-Markt heute in einer nie gekannten Vielfalt dar. Die traditionellen Kleincomputer werden immer mehr von den interaktiv arbeitenden Minicomputersystemen verdrängt, die einzeln oder im Verbund einsetzbar sind. Größere Anwender arbeiten noch weiterhin mit Mainframe-Systemen, die in zunehmendem Maße, allerdings mit Hilfe von EDV-Arbeitsplätzen, in die einzelnen Fachabteilungen transplantiert werden. Daneben stehen die bundesdeutschen Rechenzentren mit ihrem Serviceangebot als nach wie vor meist genutzte Datenverarbeitungsform mit über 800 000 Anwendern aller Branchen und Betriebsgrößen.

Preisverfall macht Nur-Rechenzentren zu schaffen

Die Zahl der EDV-Installationen steigt kontinuierlich - der Markt wächst jährlich um zweistellige Zuwachsraten. Entsprechend hart ist der Wettbewerb auf Seiten der Anbieter, der nicht nur eine beachtliche Leistungssteigerung der Geräte bewirkt hat sondern vor allem zu einem allgemeinem Preisverfall führte, der besonders den Nur-Rechenzentren zu schaffen macht. Denn die unübersehbare Verbesserung der Wirtschaftlichkeit hat den Kleincomputer in eine gewisse Konkurrenzbeziehung zum traditionellen Rechenzentrum gebracht.

Fortschrittliche Service-Unternehmen haben in dieser Entwicklung eine Chance erkannt und die allgemeine Minicomputer-Euphorie für eigene Aktivitäten in diesem Bereich genutzt. Gleichzeitig bemerkte natürlich auch mancher EDV-Hersteller, daß mit leistungsfähigen Rechenzentren aufgrund der hervorragenden Anwenderbasis interessante Vertriebspartner zu gewinnen waren. Ein gutes Beispiel für eine solche Anpassung an veränderte Marktverhältnisse ist die Gfa exdata in Nürnberg.

Das Unternehmen war ursprünglich - im Jahr 1963 - als reines Rechenzentrum gegründet worden. Schon gegen Ende der sechziger Jahre aber zeigte sich, daß viele Anwender mehr aktuelle und individuelle Informationen vor Ort brauchten - also einen schnelleren Zugriff auf Computerintelligenz, die eine direkte Bewertung von Zahlen und Daten aus dem Betriebsgeschehen erlaubten. Dieser Bedarf zeigt sich besonders in den Bereichen der Fakturierung, der Lagerwirtschaft und der offenen Posten in der Buchhaltung. Die Konsequenzen waren ebenso zwangsläufig wie marktgerecht. Um EDV-Anwendern jeglicher Größenordnung ein auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmtes Datenverarbeitungskonzept anbieten zu können, hat die Gfa exdata mit Beginn der siebziger Jahre schrittweise drei unterschiedliche Konfigurationsformen geschaffen:

1. Die Datenerfassung im Hause des Anwenders mit Hilfe von Klarschriftdruckern oder Kontierungsbögen, die insbesondere für Kleinbetriebe und Erstanwender geeignet sind.

2. Der Einsatz eines Magnetbandkassettenaufzeichnungsgeräts im Hause des Anwenders, das auch für bestimmte zeitkritische Anwendungen dem Rechenzentrum durch Datenträger zuarbeitet und schließlich.

3. die Installation schlüsselfertiger Computersysteme als Package-Lösungen mit Hardwareeinführung, Implementierung der Anwendersoftware, Organisation und Kundenschulung. Eine laufende Softwarebetreuung des Anwenders ist in diesem Full-Service-Paket ebenso enthalten wie eine individuelle Weiterentwicklung der Programme.

Nach langer Suche und vielen vergleichenden Tests der verschiedenen Hardwareangebote entschied sich die Gfa exdata Mitte der siebziger Jahre für die Zusammenarbeit mit Hewlett-Packard.

So ist die Gfa exdata bis zu einem OEM-Partner von HP geworden, mit dem schwerpunktmäßigen Vertrieb des Datenbankcomputers HP 250 mit individueller Software.

Dieser Computer ist in seiner Konfiguration ausgestattet mit 64 K, einem Arbeitsplatz, einem Floppylaufwerk, einer Winchesterplatte und einem Drucker mit 180 Zeichen pro Sekunde. Das System kann mit den Anforderungen des Anwenders wachsen und ist ausbaufähig bis auf 128 K Zentralspeicher,

2 x 20 MB Fest-/Wechselplatten, bis zu fünf zusätzlichen Arbeitsplätzen und Druckern mit noch höheren Leistungen. Die Schnittstellen für Datenfernübertragung sind gegeben, so daß eine Kommunikation mit eigenen Großcomputern oder mit dem Rechenzentrum Gfa exdata möglich ist.

Dieses Computersystem wurde bisher im wesentlichen den Stammkunden der Gfa exdata angeboten, inzwischen wurden aber auch Applikationen für neue Kunden entwickelt. Aus einer Vielzahl von Package-Lösungen sei hier ein Beispiel geschildert.

Beispiel: Package-Lösung Baumaschinenhandel

Bei dem Anwender handelt es sich um einen Baumaschinenhändler mit eigener Werkstatt, der zugleich Vertragshändler für Poclain ist. Es werden 50 Mitarbeiter beschäftigt, davon acht Mitarbeiter in der Verwaltung. Das Unternehmen ist im Verkauf und in der Vermietung von Baumaschinen tätig und führt die Wartung für rund 600 Baumaschinenmodelle durch. Das Ersatzteillager ist mit zirka 10 000 Artikeln entsprechend umfangreich. Die Fakturierung, Auftragsabwicklung, Mietüberwachung, Finanzbuchhaltung sowie die Lohn- und Gehaltsabrechnung wurden bisher mit einem Magnetkartencomputer durchgeführt. Die zu langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit führte in zunehmendem Maße zu Rückständen, vor allem in der Rechnungsschreibung und im Mahnwesen zu Forderungsausfällen und beträchtlichen Liquiditätsverlusten .

Höchste Priorität bei der Einführung der neuen Programme hatte die Auftragsabwicklung. Über zwei Bildschirme, die in der Verkaufsabteilung installiert sind, werden die eingehenden Aufträge (Telefon, Briefe, Vertreter) erfaßt und gleichzeitig die Artikel und Kundenkonditionen überprüft. Anschließend wird entschieden, ob eine Auftragsbestätigung, ein Lieferschein oder die Rechnung geschrieben werden soll. Wahlweise können alle Auftragspapiere inklusive Rechnungen abends ausgedruckt werden.

Alle Lagerbestände werden mengen- und wertmäßig automatisch fortgeschrieben, so daß Bestellvorschläge erstellt werden können. Die Wareneingänge werden bei der Erfassung mit den Bestellungen verglichen, die Differenzen ausgewiesen. Durch Überwachung aller Liefertermine insbesondere bei Teillieferungen wurde die Liefersituation verbessert.

Die Vermietung aller Baumaschinen wird über das gleiche Programm abgerechnet. Alle Mietpositionen sind als Standard wie normale Artikel abgespeichert und jedes Mietobjekt wird wie ein normaler Kaufauftrag abgewickelt. Über eine gesonderte Lagernummer werden die Umsätze der Vermietung und der Wartung ausgewiesen.

Das Gfa exdata-Branchenpaket enthält folgende ergänzende Auswertungen:

- Statistiken nach Kunden der verwandten Artikelgruppen und Artikel,

- Provisionsabrechnungen für Vertreter,

- Staffel- und Mengenrabatt bei Kunden und Artikeln,

- Preislisten, ausgedruckt nach Artikelgruppe, nach Lager und nach Katalogseiten.

Alle Ausgangsrechnungen sind automatisch verbucht, alle Buchungsvorgänge werden in vorgegebene Erfassungsprogramme eingetastet und anschließend automatisch weiterverarbeitet. Durch die variable Parametersteuerung dieses Buchhaltungspaketes können die individuellen Anforderungen berücksichtigt werden (Kontenplan, Zahlungskonditionen, Zahlungsverkehr, Mahnverkehr, betriebswirtschaftliche Auswertungen, Statistiken, Kostenstellenrechnungen und anderes).

Die Gehaltsabrechnung wird in wenigen Stunden über ein Standardprogramm abgewickelt. Nach der Bruttoerfassung wird die komplette Nettoabrechnung mit Erstellung der Lohn- und Gehaltsabrechnung aller benötigten Abführlisten und der Scheck- und Überweisungsträger als vollautomatisch ausgedruckt. Alle benötigten Werte werden gleichzeitig für die Kostenstellenrechnung bereitgestellt.

Dieses Beispiel steht stellvertretend für viele. Die Gfa exdata hat inzwischen auch Lösungen für den Kfz-Handel, den Schuhgroßhandel, den Spielwarenhandel, den Schmuckgroßhandel und weitere Anwenderbereiche entwickelt.

Wie auch immer die individuellen Anforderungen an solche schlüsselfertigen Computersysteme gewichtet sind - die wirtschaftlichen Vorteile solcher Package-Lösungen machen sich immer bemerkbar:

1. Der Anwender benötigt kein eigenes EDV-Personal;

2. alle Tagesprobleme werden vom Computerservice-Unternehmen gelöst, ohne daß der Betriebsablauf durch personelle oder organisatorische Engpässe beeinträchtigt wird;

3. der Anwender hat nur mit einem EDV-Partner zu tun, der ihm als Anlaufstelle für alle Software- und Hardwarefragen jederzeit zur Verfügung steht.

*Heiner Kanning ist Leiter Marketing und Vertrieb von Gfa exdata, Nürnberg