RZ-Konsolidierung und Standardsoftware Bei Krupp bestimmt der Rotstift die IT-Strategie

20.05.1994

DRESDEN (hv) - Kostensenkung ist das Primaerziel, das sich der Krupp-Konzern mit der Restrukturierung seiner Informationsverarbeitung gesetzt hat. Bis 1996 will der Stahlriese seine RZ-Landschaft konsolidiert und die meisten Individualanwendungen durch Standardsoftware abgeloest haben - mehr als 500 DV-Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Um Business Re-Engineering sollte es auf dem Management-Forum der zum Debis-Konzern gehoerenden Beratungsgesellschaft Diebold Deutschland GmbH gehen; einen Vortrag zum Thema Cost-Cutting hielt statt dessen Juergen-Peter Voigt, Mitglied der Konzernleitung der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp.

Bereits 1993 war die IV-Reorganisation aufgrund der Fusion von Krupp und Hoesch zur Chefsache erklaert worden. Voigt, fuer die Zentralbereiche Technik und IV-Politik verantwortlich, kuendigte in der Sachsenmetropole an, die Zusammenlegung der insgesamt 13 Rechenzentren an einem Standort in Dortmund werde voraussichtlich noch in diesem Jahr abgeschlossen. Den Abbau von rund 500 Arbeitsplaetzen werde man 1995 in Angriff nehmen.

Jaehrliche DV-Einsparungen von 120 Millionen Mark hat sich der Industriegigant auf die Fahnen geschrieben - davon sollen allein 65 Millionen Mark im RZ-Bereich erzielt werden. Das Dortmunder Grossrechenzentrum wird von der hausinternen Dienstleistungsgesellschaft Krupp Hoesch Informationsverarbeitung (IV) GmbH betrieben, deren Geschaeftsfuehrung ebenfalls Voigt vorsteht. Sie soll den einzelnen Firmen des Konzerns DV-Leistungen zu "marktueblichen Preisen" anbieten.

Dabei besteht eine Abnahmepflicht seitens der Kunden. Voigt ist davon ueberzeugt, dass sich die Zentralisierung der Grossrechnerwelt positiv auf die DV-Aktivitaeten der einzelnen Gesellschaften auswirken wird. "Wir befreien Konzernunternehmen - zum Teil gegen ihren Willen - von einer Technologie, die im Grunde obsolet ist", kommentierte er die Restrukturierung. Gemeinsam mit der Konzernleitung werde die Krupp Hoesch IV GmbH insbesondere bei produktions- und marktnahen Systemen die Planung und Realisierung von Downsizing-Konzepten in den einzelnen Gesellschaften foerdern - allerdings nur dann, wenn Aussicht auf eine weitere Kostensenkung bestehe.

Die Umstrukturierung der Anwendungsentwicklung ist den Nordrhein- Westfalen mindestens so wichtig wie die RZ-Konsolidierung. Individualsoftware hatte zuletzt rund 900 Entwickler an 16 Standorten gebunden; das Budget lag bei rund 160 Millionen Mark. Etwa 50 Millionen Mark hofft Krupp unter anderem mit der Einfuehrung eines zentralen Entwicklungsservice fuer verschiedene Sparten, darunter Maschinen- und Anlagenbau, Automotive, Verarbeitung, Stahl und Handel, einsparen zu koennen.

Reduzierte Ausgaben soll auch der weitgehende Verzicht auf die Entwicklung von Individualanwendungen bewirken. Statt dessen kommt kuenftig "marktgaengige Standardsoftware" - wie bereits heute SAP-RP in der Personalwirtschaft - zum Einsatz. Entspricht die Software nicht den individuellen Anforderungen, werden Organisation und Arbeitsablaeufe an die Standardprogramme angepasst.