Zukunftsmarkt modulare Data Center

RZ in der Box macht IT effizienter

28.10.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Modulare RZs - Nische oder Breitenmarkt?

Die Marktaussichten für modulare RZ bewerten Experten uneinheitlich, was wohl auch an dem unscharfen Begriff liegt. IDC schätzt, dass zwischen 2012 und 2014 weltweit 110,5 Milliarden Dollar für RZ-Neubauten weltweit ausgegeben werden. Die Zahl ausgelieferter Container, 2009 waren es 45, soll bis 2013 auf 385 steigen. Das klingt noch immer sehr überschaubar. Doch die IDC-Analysten erwarten: „Pods könnten 35 bis 40 Prozent der Kapitalausgaben für Datenzentren auf sich vereinigen.“ Das klingt optimistisch. Die Marktforscher gehen aber davon aus, dass Rechenzentrumsbauer verstärkt modulare Technologien nutzen werden, um ein Ausweichen auf Container zu verhindern. „Das monolithische Datenzentrum ist tot, dem modularen Aufbau von Datenzentren gehört die Zukunft“, meint Michelle Bailey, Vice President Research bei IDC. Und auch Dave Cappucino, Vice President bei Gartner, sagt, kostenbewusste Anwender kämen kaum an modularen Ansätzen vorbei. Andere aus dem Hause IDC bewerten die Marktchancen gerade von Containern durchaus kritischer. So erwartet Giorgio Nebuloni, Senior Research Anlayst bei IDC, echte Container-RZs vor allem bei ISPs und Unternehmen mit ähnlichen Businessmodellen. Deshalb blieben sie ein Nischenmarkt. Modularität an sich aber habe durchaus ihre Reize.

Auch Andreas Zilch von der Experton Group, ist sich sicher: „Container sind ein Nischenmarkt, das mögliche Volumen schätze ich auf fünf Prozent vom RZ-Markt.“ Die wichtigsten Einsatzbereiche seien nach wie vor der schnelle IT-Aufbau in abgelegenen Regionen, wie ihn etwa das Militär, aber auch NGOs (Nichtregierungsorganisationen) und Explorationsfirmen benötigten. Dennoch gebe es auch Unternehmen, die die Idee überzeuge. So habe Ferrero in Stadt Allendorf ein insgesamt 360 Quadratmeter großes RZ mittels dreier 120 Quadratmeter großer Container in modularer Wabenbauweise errichtet. Der wichtigste Zukunftsmarkt für solche Modulangebote seien ISPs, glaubt Zilch: „Wer drei- oder viertausend Server im Jahr aufbaut, kann mit solchen Lösungen auf jeden Fall etwas anfangen.“ Hierzulande entschieden sich Unternehmen wegen der reichlich vorhandenen Outsourcing-Ressourcen eher für einen Dienstleister, statt plötzliche Bedarfssteigerungen per Container oder modularem Anbau abzufangen. Hinzu komme, dass Anwender bei modularen und Container-Ansätzen entweder eine hoch standardisierte IT wählen oder sehr viel Geld bezahlen müssten.

Foto: DC-CE

Auf den finanziellen Aspekt verweist auch Ulrich Terrahe, dessen Beratungsunternehmen DC-CE unter anderem klassische Rechenzentren konzipiert. „Container sind nicht billiger. Oft reicht es nämlich, eine Ziegelwand hochzuziehen, und das kostet nicht viel Geld.“ Am interessantesten seien Container-Ansätze für Anwender wie die mittelständische Dango & Dienenthal. Werde ein Bürogebäude neu gebaut, sei ein Container-RZ unnötig, da man Rechnerräume einplanen könne. Wenig diskutiert würden auch Transportprobleme bei großen Containern, die mehr als die Standardbreite von rund zweieinhalb Metern haben. „Alles was breiter ist, kann ohne besondere Vorkehrungen nicht auf der Straße transportiert werden“, gibt Terrahe zu bedenken.