Zukunftsmarkt modulare Data Center

RZ in der Box macht IT effizienter

28.10.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Vorkonfiguierte und nach Kundenwunsch ausgestatte RZ-Module machen Unternehmen flexibler. Auch das Data Center in der Box ist im Kommen.

Der mittelständische Spezialmaschinenbauer Dango & Dienenthal aus Siegen ist weltweit führend bei Schmiedemanipulatoren - Geräten, mit denen sich große und heiße Schmiedestücke handhaben lassen. Als in der Firmenzentrale die Modernisierung des Rechenzentrums anstand, ging es um grundsätzliche Entscheidungen. Das Data Center mit sieben Racks befand sich bisher in einem nur durch eine Split-Klimaanlage an der Wand klimatisierten und noch dazu von Wassereinbrüchen bedrohten Keller; der unterste halbe Meter der Racks blieb deshalb leer. Der Energieverbrauch betrug rund 12 kW, der Aufwand für die Klimatisierung 14 kW. Die Power Usage Effectiveness (PUE) erreichte so einen schwachen Wert von 2; das Maß der Dinge ist derzeit 1,4. Um die PUE zu ermitteln, wird der gesamte Stromverbrauch durch den Stromverbrauch der IT geteilt.

Container RZ-Lösung bei Dango & Dienenthal
Container RZ-Lösung bei Dango & Dienenthal
Foto: Dango & Dienenthal

Im Gebäude gab es keinen besseren RZ-Standort, auf dem Hof aber noch jede Menge Platz. Also entschied sich Michael Höpfner, der als Informatik-Ingenieur für den Betrieb des Rechenzentrums zuständig ist, für einen Container. „Die wichtigste Rolle spielte dabei die Sicherheit“, berichtet der Manager. Für Rittal als Partner für die RZ-Infrastruktur habe man sich indes entschieden, weil das Angebot am günstigsten gewesen sei. „Viele andere wollten gleich ein ganzes Haus bauen“, so Höpfner.

Sein neues RZ ist nur 3 mal 6 mal 3,25 Meter groß und steckt in einem Container. Von außen führen lediglich eine Strom- und eine Datenleitung hinein, gekühlt wird mit Luft. ‚Wenn es draußen zu heiß oder zu kalt wird, klimatisiert ein Zusatzaggregat das RZ im Container. Dort befinden sich auch die unterbrechungsfreie Stromversorgung, die Energie für eine halbe Stunde Überbrückungszeit liefert, und ein Brandschutzsystem. Die IT-Infrastruktur stellte das Unternehmen auf Blades um; die Rackreihe mit den flachen Server-Modulen umfasst sechs Schränke. Warm- und Kaltluft werden sauber getrennt. Das mit 2+1-Redundanz ausgelegte Klimagerät verschlingt dabei nur noch 300 Watt. Im Warmgang herrschen 31, im Kaltgang 17 Grad. Betreten können das RZ nur die Geschäftsleitung und der IT-Stab. Seit Mitte 2010 läuft die Infrastruktur, die rund 150.000 Euro gekostet hat, einwandfrei. „Die Verfügbarkeit ist besser, wir haben im Container noch 30 Prozent Erweiterungsmöglichkeiten und der Energieverbrauch hat sich etwa halbiert“, resümiert Höpfner.

Historie: Container-RZ gibt es schon lange

André Feurer gehört zu den Pionieren der RZ-Containertechnik
André Feurer gehört zu den Pionieren der RZ-Containertechnik
Foto: ASFM

Die Idee, Rechenzentren komplett in Containern für den Außenbereich oder abgeschlossene Zellen in Innenräumen zu errichten, ist nicht neu. Sie wurde, so erinnert sich André Feuerer, heute Projektleiter Rechenzentren beim RZ-Bauer ASFM, Mitte der 80er bei Digital Equipment, heute Bestandteil von HP, ausgebrütet. Die Kunden wollten schnell, flexibel und sicher Rechenzentren aufbauen. Daraufhin habe sein Team die Container-Idee entwickelt und allein in Deutschland schließlich ein Geschäft von 50 Millionen Mark verantwortet. „Der Markt brach aber Mitte der 90er durch die Miniaturisierung zusammen“, erinnert sich Feuerer.

Die ASFM GmbH, für die er heute tätig ist, baut vor allem im oberen Preisbereich angesiedelte Container-Rechenzentren aus verschweißtem Stahl in Paneelbauweise. Letzteres, um Außen und Innen besonders gut voneinander zu isolieren. Der Anbieter hat auch eine leichtere Baureihe im Programm, die er als Ergänzung des Portfolios begreift. Belüftet werden die ASFM-Stahlcontainer mit Öko-Lüftern, die ihre Drehzahl an den Kühlbedarf anpassen und so sehr effizient arbeiten. Von freie Kühlung hält Feuerer nur unter günstigen Bedingungen etwas – es werde dabei meist zu viel Schmutz von außen nach innen transportiert.