Über Hochqualifikation zur Null-Fehler-Disziplin

RZ-Automation: Personaldefizit ist größtes Hemmnis

20.10.1989

Künftige Herausforderungen des Fachmanagements wenn es darum geht, daß RZ zu automatisieren, waren Thema eines Gesprächs zwischen Alfred Tenfelde, Abteilungsleiter EDV-Produktion, Colonia Versicherungs AG, Köln und Wolf-Dietrich Lorenz*.

CW: Automatisierungs-Tools wandeln das Management des Rechenzentrums sowie seine Funktionen. Wo liegen die Schwerpunkte?

Tenfelde: Vor allem entfallen bisherige manuelle, fehlerträchtige RZ-Funktionen. Damit steigt die Qualität.

Die heutigen Anwendungen sind recht komplex geworden. Sie lassen sich deshalb nur noch mit einer RZ-Automatik abwickeln. Mögliche Entscheidungen müssen dabei vorgedacht werden und als maschinell reagierendes System funktionieren. Hier liegen bereits die Anfänge zum Übergang zu Expertensystemen.

CW: Welche Vorgänge sind bereits automatisiert?

Tenfelde: Die RZ-Automation umfaßt heute eine maschinelle Unterstützung beim Job-Design, bei Planung und Steuerung der Abläufe, bei Ablaufkontrolle von Dateien und Daten, beim Output- und Spacemanagement. Außerdem kommt die operatorlose Kassettenbedienung, also Robotertechnik, und die Steuerung von RZ-Systemen und Netzen zum Tragen.

CW: Wo sehen Sie bei den künftigen Integrationsprozeß das größte Problem?

Tenfelde: Das größte Problem liegt hier sicherlich im personellen Bereich. Der Einsatz neuer Techniken stellt höhere Ansprüche an die Qualifikation des RZ-Personals. Das gilt besonders für das Fehlerhandling. Schon in der Planungsphase ist deshalb die Mitwirkung der qualifizierten RZ-Mitarbeiter zwingend erforderlich. Es geht eben nicht nur um die technische Fragestellung der Realisierung. Denn Akzeptanzprobleme können eine Automation nicht nur hemmen, sondern auch stoppen.

CW: Läßt der Stand der technischen Entwicklung von Automatisierungs-Werkzeugen noch zu wünschen übrig?

Tenfelde: In einigen Bereichen, zum Beispiel Job-Design, PGM- und Sourceverwaltung, Netzwerk-Management, gibt es noch keine ausreichende Tool-Unterstützung. Ein grundsätzliches Manko ist beispielsweise die uneinheitliche Benutzeroberfläche und die aufwendige Anpassung an die jeweilige Systemumgebung.

CW: Die Automation kuriert noch an Kinderkrankheiten: Ist da die Frage nach dem Verhältnis von Kosten und Nutzen der automatisierten RZ-Produktion bereits zu beantworten?

Tenfelde: Die Automatisierung zielt bei uns in erster Linie auf Verbesserung der RZ-Qualität und ist erst in zweiter Linie unter einem rechenbaren Kalkül zu sehen.

CW: Und welche Tendenzen zeichnen sich für die Zukunft ab?

Tenfelde: Die Automation des RZ-Bereiches steht in vielen Unternehmen erst am Anfang. Zukünftig werden weitere Entscheidungssituationen, zum Beispiel Netz- und Rechnersteuerung, Remote-Operating oder die Überwachung von Versorgungseinrichtungen sowie Batch mit Expertensystemen gesteuert werden.

Die Produktionsplanung stößt dabei der Fachbereich an. Daraufhin wird sie maschinell in bestehende Batch-Netze integriert. Fehlersituationen lassen sich dabei durch maschinell gestartete Folgeaktivitäten beheben. Lediglich im Fehlerfall erfolgt ein maschineller Call an den Spezialisten, der über PC - auch von zu Hause - die Situation analysiert und Maßnahmen einleiten kann.

CW: Damit verändern sich die Qualifikationen und Tätigkeitsbereiche der RZ-Mitarbeiter doch erheblich.

Tenfelde: Richtig: Es werden zukünftig weniger, dafür aber spezialisiertere Mitarbeiter benötigt.

CW: Worauf hat sich der RZ-Leiter selbst im Rahmen der automatisierten DV-Produktion einzustellen?

Tenfelde: Schwerpunkte des RZ-Verantwortlichen sind künftig die Auswahl sowie Ausbildung von qualifizierten Mitarbeitern. Weiterhin ist er gefordert, den RZ-Ablauf auf eine Null-Fehler-Disziplin auszurichten sowie ein systematisches Projekt- und Problem-Management zu installieren.