Offshoring von Entwicklung und Testing

RWE lagert nach Vietnam aus

04.08.2014

FPT: Dreigliedrige Sourcing-Kette, die bis nach Vietnam reicht

Doch das stellte sich als Herausforderung dar. Die Zeiten, in denen Outsourcing-Anbieter bei großen Deals auch gerne Mitarbeiter übernommen haben, sind passé. "Eine Marktevaluierung hat gezeigt, dass es für die großen Service-Provider sehr attraktiv ist, die IT-Funktionen, die in Kosice erfüllt werden, für RWE zu betreiben. Den Standort Košice und die Mitarbeiter wollten sie aber nicht übernehmen", schilderte Neff im CW-Gespräch seine Erfahrung.

Anders sieht das bei den Offshore-Anbietern aus, die den Markteintritt suchen und daher mit Hilfe lokale Mitarbeiter den Kontakt zu lukrativen Kunden suchen.

Auch RWE-Vorstandsvorsitzenden Peter Terium (links) und FPT-Chairman Truong Gia Binh, waren bei der Unterzeichnung des Deal zugegen. Der Vertrag sieht die Übernahme des slowakischen RWE IT-Standorts in Kosice durch FPT vor.
Auch RWE-Vorstandsvorsitzenden Peter Terium (links) und FPT-Chairman Truong Gia Binh, waren bei der Unterzeichnung des Deal zugegen. Der Vertrag sieht die Übernahme des slowakischen RWE IT-Standorts in Kosice durch FPT vor.
Foto: FPT

Fündig wurde RWE schließlich bei dem vietnamesischen Anbieter FPT, eigenen Angaben zufolge größter Software-Outsourcing-Anbieter des Landes. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 17.000 Mitarbeiter in Niederlassungen in Asien, Amerika, Australien und Europa. 2013 erzielte der FPT-Konzern einen Umsatz von über 1,5 Milliarden Dollar.

In Deutschland ist das Unternehmen weniger präsent. Seit knapp zwei Jahren unterhält es eine eigene Niederlassung in Deutschland und konnte bislang Kunden unter anderem in den Branchen Automobilindustrie, Softwareindustrie, Lebensmittelindustrie sowie Öffentliche Verwaltung gewinnen.

RWE wird mit dem Deal zum größten deutschen Kunden des Unternehmens. "FPT stellt lokale Ressourcen zur Verfügung. Wir eröffnen dazu eigens ein Büro in Essen", sagte Uwe Schlager, Geschäftsführer der FPT Europe GmbH. Dazu könne man auf zweisprachig aufgewachsene Mitarbeiter mit vietnamesischem Migrationshintergrund zurückgreifen. Die lokale Belegschaft werde von aktuell 15 festen Mitarbeitern auf rund 40 aufgestockt.

Das Abkommen sieht ein dreistufiges Sourcing-Modell vor, in das die lokalen FPT-Mitarbeiter vor Ort, die Ex-RWE-Kollegen in Košice und die FPT-Entwickler in Vietnam eingebunden werden. "In Vietnam gibt es aufgrund der französischen Kolonialgeschichte eine Nähe zur europäischen Kultur und viele deutsch sprechende Vietnamesen, die in der DDR ausgebildet wurden", nannte Neff weitere Vorzüge des Standorts.