Wunderchip E2K soll Intels Itanium gefährlich werden

Russische Prozessorschmiede sucht Geldgeber

03.12.1999
MÜNCHEN (CW) - Die britische Bank Robert Flemings plant, der russischen Elbrus International eine Finanzspritze von 60 Millionen Dollar zu verschaffen. Die Chipschmiede benötigt das Geld, um die Entwicklung ihres Wunderchips "E2K" abzuschließen.

Die russische Niederlassung der Robert Fleming Holdings will versuchen, eine Reihe von Investoren zu finden, die bereit sind, in Elbrus zu investieren. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" hat die russische Chipschmiede bereits einen Prototypen des E2K fertigstellen und testen können.

Laut Boris Babaian, Chefarchitekt des neuen Prozessordesigns, sei es noch vergleichsweise günstig, die Entwicklung des E2K zu Ende zu bringen. Richtig teuer werde dagegen die Massenproduktion der CPU. Babaian rechnet hier mit notwendigen Investitionen in einer Größenordnung von etwa zwei Milliarden Dollar.

Der russische Wunderchip sorgte bereits im Februar dieses Jahres für Aufsehen. Nach einem Bericht des "Microprocessor Report" arbeitet der E2K schneller als die neue, ebenfalls auf einer 64-Bit-Architektur basierende Prozessorgeneration von Intel und verbraucht dabei auch weniger Strom. Wie die Tester berichteten, könne der E2K, in 0,18-Mikrometer-Technologie gefertigt, eine Taktrate von 1200 Megahertz erreichen. Ein vergleichbarer "Itanium"-Chip von Intel käme nur auf 800 Megahertz. Außerdem sei der Chip voll kompatibel zu bereits existierender Software.

Wie Vladimir Zamai, Direktor der Fleming-Bank in Moskau, bislang verlauten ließ, befinde man sich bereits in Gesprächen mit verschiedenen möglichen Investoren. Namen wollte der Banker jedoch nicht nennen. Wenn alles gut laufe, könnten die Verhandlungen bis Mitte 2000 abgeschlossen sein, erklärte Zamai.

Wie die Beteiligung aussehen wird, sei völlig offen. Von passiven Geldgebern, die im Hintergrund bleiben, bis zu einer aktiven Beteiligung eines Partners, der mit Elbrus bis zur Massenproduktion des Chips zusammenarbeite, sei alles denkbar, spekuliert Zamai. Bei Elbrus selbst baue man auf einen strategischen Partner, der bis zur Markteinführung mitmache, erklärt Babaian.