Gehasst, gefürchtet, respektiert

Rupert Murdoch wird 80

09.03.2011
Rupert Murdoch ist eine Reizfigur. Er mischt sich in die Politik ein und treibt die Medienkonzentration voran.

In unsicheren Zeiten ist er so innovativ wie wenige der Großen. Am Freitag wird das Verleger-Urgestein 80 Jahre alt. Er wird in der Branche gehasst, gefürchtet und respektiert zugleich. Rupert Murdoch, australischer Medienzar mit Faible für Großbritannien und Wohnsitz in den USA, ist die Unternehmer-Reizfigur der internationalen Presse- und Fernsehszene. Zu seinem 80. Geburtstag will der Herr über ein weltweites Imperium von Zeitungen, Fernsehsendern, Verlagen, Filmstudios, Satelliten- und Telekommunikationsunternehmen noch einmal richtig zuschlagen.

Für wohl weit über zehn Milliarden Euro kauft Murdochs Konzern News Corporation die restlichen 60 Prozent am britischen TV-Netzwerk BSkyB. Ihm gehören auch die Tageszeitungen "The Times" und "The Sun" in Großbritannien, der US-Sender Fox, das "Wall Street Journal" und das Hollywood-Studio 20th Century Fox - 177 Titel zählt Murdoch insgesamt zu seinem Imperium.

Seine News Corporation macht 33 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro) Umsatz. Nach fast sechs Milliarden Dollar Gewinn 2008 lief im Krisenjahr 2009 ein Verlust von 3,3 Milliarden Dollar auf. Inzwischen ist News Corp wieder auf Linie. Murdoch wurde 2010 auf der Forbes-Liste der reichsten Männer der Welt auf Platz 117 geführt. Geschätztes Vermögen: 6,3 Milliarden Dollar.

Der jüngste BSkyB-Deal in der langen Zukaufs-Geschichte Murdochs zeigt, welchen Einfluss der gebürtige Australier überall in der Welt besitzt - und warum er auch einmal den Beinamen "der Hai" erhielt. Der britische Wirtschaftsminister Vince Cable hatte öffentlich Zweifel an dem Vorhaben Murdochs geäußert, weil die Medienvielfalt auf der Insel in Gefahr sei. Statt auf seinen Wirtschaftsminister zu hören, nahm Premierminister David Cameron diesem die Zuständigkeit für die Medienaufsicht weg. Cables Nachfolger gab wenig später grünes Licht. Gute Drähte in die Politik - ob in Großbritannien, Australien oder den USA - gehörten für Murdoch immer dazu.

Rupert Murdoch erbte von seinem Vater, einem australischen Zeitungsverleger, zwei Tageszeitungen und einen Radiosender in Adelaide. Damals war er 22 Jahre alt und wurde als "Kinder-Verleger" verspottet. In den fast 60 Jahren Unternehmergeschichte, die folgten, baute er ein internationales Imperium um sich herum auf. Er selbst saß stets wie die Spinne im Netz im Zentrum der Macht.

An seine sechs Kinder aus drei Ehen wollte er bisher nicht allzu viel abgeben - wenngleich die jüngsten Bewegungen innerhalb der News Corporation in der Branche durchaus als Neuordnung mit dem Ziel einer baldigen Übergabe verstanden werden. "Auch Murdoch will sicher nicht mit 90 noch CEO sein", sagt ein Branchenkenner.

Sein Sohn James (38), für die Europa-Aktivitäten von News Corporation zuständig, gilt als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge. Dass Murdoch kürzlich die Produktionsfirma Shine von Tochter Elizabeth für 415 Millionen Pfund zukaufte und die 42-Jährige damit wieder in den Konzern holte, gilt als weiteres Indiz für eine Familienlösung.

Kritiker sagen, Murdochs Erfolg ist zum Teil seiner Rücksichtslosigkeit geschuldet. Die Fans des Gesundheitsfanatikers halten ihn dagegen für besonders innovativ. Er kaufte 1968 das Londoner Massenblatt "The Sun", druckte Bilder von nackten Mädchen und machte die Zeitung mit strikter Boulevard-Ausrichtung zum meistgekauften Presseprodukt auf der Insel.

Als einziger großer Medienunternehmer traut er sich derzeit, für seine Nachrichten im Internet Geld zu verlangen. "Die Zeitungen der Zukunft verlangen Geld für ihre digitalen Inhalte", lautet sein genauso umstrittenes wie in der Verlegerszene vielbeachtetes Credo. Als erster hat Murdoch mit "The Daily" eine Zeitung exklusiv für das iPad auf den Markt gebracht.

Die Verbindung von Medien und Telekommunikation, wie sie Murdoch etwa bei BSkyB vorlebt, gilt für die Branche als zukunftsweisend. "Ich habe kürzlich mit ihm Mittag gegessen", sagte der frühere "Sun"-Chefredakteur Kelvin MacKenzie dem "Guardian". "Es ging dauernd nur über das iPad hier und das Internet dort. Ich glaube, er geht auf die 18 zu." (dpa/tc)