Merrill Lynch fragte CIOs nach ihrer Meinung

Runterhandeln und auslagern

08.11.2002
MÜNCHEN (CW) - Vier von fünf IT-Chefs versuchen, ihren Softwarelieferanten geringere Nutzungsgebühren abzuringen, und sieben von zehn wollen mehr IT-Aufgaben auslagern. Zu diesem Ergebnis kommt die Investment-Bank Merrill Lynch in ihrer "Techstrat"-Studie.

Die Marktforscher des Finanzdienstleisters fragten 75 US-amerikanische und 25 europäische CIOs nicht nur nach der Entwicklung ihrer Budgets und ihrem Urteil über bestimmte Anbieter (siehe CW 44/02, Seite 7). Vielmehr wollten sie auch wissen, wie die IT-Entscheider zu 25 den IT-Markt und ihre eigene Strategie betreffenden Thesen stehen.

Einen Wert von 7,7 auf einer Skala von 1 bis 10 und damit die größte Zustimmung erhielt die Aussage: "Wir versuchen, die Softwarenutzungs-Gebühren herunterzuhandeln." Laut Merrill Lynch setzen die Anwender den Hebel vor allem bei den Maintenance-Gebühren an, die durchschnittlich 15 Prozent der Lizenzkosten ausmachen.

Auf einen Index von 7,1 brachte es die Aussage: "Wir werden künftig mehr Outsourcing betreiben." Bezeichnenderweise fiel die Zustimmung in Europa deutlicher aus als in den USA, wo sich der Trend zur Auslagerung von IT-Funktionen bereits durchgesetzt hat.

Als ausgemacht gilt unter CIOs auch, dass das kommende Jahr für die Anbieter wieder ziemlich hart wird (6,6). Oder wie Merrill Lynch es formuliert: "Die CIOs können eine Menge mehr für dieselben Dollar kaufen."

Glücklicherweise wissen die IT-Strategen ihre Firmenchefs hinter sich. "Unser Management ist davon überzeugt, dass IT-Investitionen ausschlaggebend für die Wettbewerbsvorteile unseres Unternehmens sind." Mit diesem Statement können sich offenbar die meisten Befragten irgendwie anfreunden. Immerhin erhielt es einen Zustimmungswert von 6,5.

Fast genauso laut (6,4) klang das Ja zu der Aussage: "Ich stehe mehr unter Druck als im vergangenen Jahr." Insbesondere die US-amerikanischen CIOs fühlen sich dadurch gestresst, dass sie begrenzte Budgets mit ständig steigenden Anwenderforderungen und der dringenden Notwendigkeit eines Katastrophenschutzes unter einen Hut bringen müssen. In diesem Punkt widersprechen die Ergebnisse der Techstrat-Studie denen der rein europäischen "Pressure-Point-Index"-Untersuchung von Synstar (siehe CW 44/02, Seite 33).

Einen Zustimmungswert von 6 oder mehr erhielten vier weitere Thesen:

- "Wir werden in den kommenden zwei Jahren unseren Umstieg auf Storage Area Networks beschleunigen." (6,3)

- "Allein die Ausgaben für Softwarepflege könnten unser Budget im kommenden Jahr in die Höhe treiben." (6,2)

- "Unser Aufwand für Sicherheitssoftware sollte 2003 in die Höhe schnellen." (6,2)

In der Interpretation von Merrill Lynch bedeutet das: Die Speicherfrage rangiert ganz oben auf der Prioritätenliste. Das Geschäft optimal zu unterstützen und die bestehende Infrastruktur aufrechtzuerhalten sind zwei Ziele, die um dieselben knappen Ressourcen streiten. In ihre Sicherheit haben die Unternehmen bislang eher schleppend investiert - wohl wissend, dass Menschen und Prozesse hier eine ebenso gravierende Rolle spielen wie Software. Web-Services gelten zwar als wichtig, aber sie werden nicht als separater Markt betrachtet. (qua)