Standortsuche für 16 000 UMTS-Sendemasten

Rund 50 Milliarden Mark kostet der Netzaufbau die Betreiber

25.08.2000
MÜNCHEN (hi) - Der Wettlauf um den Aufbau der UMTS-Netze hat begonnen. Rund 16000 neue Sendemasten müssen die Betreiber errichten. Offen ist die Frage, ob die Hersteller das benötigte Equipment pünktlich liefern können. Ferner könnten Bürgerinitiativen den Netzausbau verzögern.

Der Netzausbau ist die nächste Herausforderung für die erfolgreichen UMTS-Bieter. Im Gegensatz zu Behauptungen, die etablierten Netzbetreiber D1 und D2 hätten aufgrund ihrer bisherigen GSM-Präsenz eine bessere Startposition, müssen auch diese wie alle anderen bei null anfangen. UMTS arbeitet nämlich technisch bedingt mit kleineren Funkzellen als GSM, weshalb jeder Betreiber sein Netz von Grund auf neu planen muss.

Lediglich im Einzelfall, bei der Suche nach einem Platz für ihre Antennen, dürften die etablierten Netzbetreiber einen Vorteil haben, weil sie vorhandene Standorte weiterverwenden können. Die Newcomer wie Mobilcom oder Group 3G müssen dagegen erst noch die passenden Kirchtürme suchen. Die Glockentürme der Gotteshäuser erfreuen sich nämlich in Mobilfunkkreisen großer Beliebtheit: Die oft finanziell schwachen Kirchengemeinden sind im Gegensatz zu manchem Hausbesitzer eher bereit, die Installation einer Sendeanlage zu akzeptieren. Zumal ihnen die Mobilfunker dann großzügigerweise auch noch die Kirchtürme renovieren.

Doch selbst vorhandene Antennenstandorte vereinfachen den Netzaufbau nur bedingt, wie T-Mobil-Sprecher Philipp Schindera berichtet, da jede neue Antenne in Deutschland der behördlichen Genehmigung bedarf. Dabei droht den künftigen UMTS-Funkern Ungemach von anderer Seite: Immer mehr Bürgerinitiativen blasen zum Kreuzzug gegen den Elektrosmog. Rückendeckung erhalten sie womöglich vom grünen Umweltminister Jürgen Trittin. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge plant er eine Verschärfung der Elektrosmog-Verordnung für Handys.

Eine Verzögerung beim Netzaufbau droht zudem jedoch möglicherweise an ganz anderer Stelle: Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass Hersteller wie Nokia, Siemens und Ericsson nicht in der Lage seien, zeitgleich das Equipment zum Aufbau von rund 60 UMTS-Netzen in Europa zu liefern. Die Hersteller, so ist bei abgeschalteten Mikrofonen zu hören, würden bewusst hohe Konditionalstrafen akzeptieren, um sich beim lukrativen Netzaufbau keinen Auftrag durch die Lappen gehen zu lassen. Allein in Deutschland, so die Einschätzung von Experten, geht es um Aufträge in Höhe von 50 Milliarden Mark. Befürchtungen, die Michael Rebstock von Viag Interkom nicht teilt. Er ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen das Netz pünktlich aufbauen wird und verweist mit Blick auf den neuen Mehrheitseigner British Telecom auf die geballte Einkaufsmacht des Konzerns. Engpässe erwartet er eher, wie bereits bei WAP erlebt, in Sachen Endgeräte.

Allerdings hält auch er das von Mobilcom-Chef Gerhard Schmid angepeilte Datum von Mitte 2002 für sehr optimistisch. Der Münchner glaubt, dass Viag Interkom Ende 2002 den UMTS-Betrieb aufnehmen wird. Dabei kann er sich durchaus vorstellen, dass der Konzern, ähnlich wie beim Aufbau seines E-Netzes, ein National-Roaming-Modell verwendet und außerhalb der Ballungszentren auf die Infrastruktur anderer Betreiber zurückgreift. Den Termin Ende 2002 beziehungsweise Anfang 2003 hält man auch bei T-Mobil oder Mannesmann Mobilfunk für realistisch. Geht es jedoch um die flächendeckende Reichweite der neuen UMTS-Netze, dann gilt selbst 2003 als optimistisches Datum. T-Mobil-Mann Schindera geht etwa davon aus, dass 2005 erst rund 50 Prozent der Bevölkerung erreicht werden.