Für Anwender werden Rechtsunsicherheiten entfallen

Rund 20 Hersteller einig über Standard-API zur Lizenznutzung

12.06.1992

REDWOOD CITY (IDG) - Die Überprüfung der Softwarenutzung und die Einhaltung von Lizenzverträgen könnten für die Anwender demnächst bedeutend einfacher werden. Zwei Dutzend bedeutende Softwarehersteller haben sich auf eine Standard-Schnittstelle für die Messung von Softwarenutzung geeinigt.

Die Software-Anbieter - unter ihnen sind Microsoft, Apple, Novell, Gradient, DEC und Lotus - wollen in ihre Produkte eine Schnittstelle für Anwendungsprogrammierung (API) mit der Bezeichnung "License Service" einbauen. Dieses Interface geht auf einen Vorschlag der Herstellervereinigung Software Publishers Association (SPA) zurück.

Das API läßt sich in verschiedener Weise nutzen. Es könnte dafür sorgen, daß vom Server nicht mehr Anwender eine Software herunterladen, als dafür Lizenzen genommen sind. Auch wäre es dazu in der Lage zu protokollieren, welche Programme wie oft und für welche Dauer gestartet wurden. Jede entsprechende Software läßt sich automatisch erfassen, wenn der Server auf die APIs eingerichtet ist.

Damit bräuchten Anwender nicht mehr zu befürchten, unbewußt die Grenzen ihrer Lizenzrechte zu überschreiten. Da die Applikationszuteilung einheitlich ist, wird der Server davon entlastet, heute schon mit Limitationsprozeduren ausgestattete Anwendungen nach unterschiedlichen Verfahren zu überprüfen. Andererseits gestatten die Meßeinrichtungen des APIs auch erheblich realistischere Lizenzverträge. Die Höhe der Gebühren ließe sich von der Dauer der Anwendung einer Software abhängig machen.

Solche Verfahren hatte die US-amerikanische Microcomputer Managers Association Inc. im letzten Herbst in einem "White Paper" mit Empfehlungen für Softwarelizenzierung in Netzumgebungen gefordert. Die Festlegung von über 20 Herstellern auf das Lizenz-API fand sofort die Zustimmung der Organisation.

Joanne Witt, Präsidentin der DV-Leitervereinigung, bezeichnete den Vorstoß der Hersteller als ersten Schritt, um das verbreitete Lizenzchaos und die Unsicherheiten auf der Anwenderseite zu beheben. Jetzt müßten sich die Hersteller noch etwas einfallen lassen, um lizenzrechtliche Unklarheiten bei der Nutzung von Stand-alone-PCs und zeitweise vom Netz getrennten portablen Computern in den Griff zu bekommen.

Zustimmung fand die API-Initiative auch bei der Organisation Open User Recommended Systems (Ours), in der sich 1991 vor allem Novell-Anwender zusammengeschlossen haben. Es hieß, die Unterstützung des APIs durch eine bedeutende Zahl wichtiger Software-Anbieter gebe Anlaß zu der Hoffnung, daß sich hier ein allgemein akzeptierter Industriestandard herausbilde.

"Das ist hervorragend", spendete Joel Diamond, technischer Direktor der Windows User Group Network in Media, Pennsylvanien, den Anbietern ein Lob. "Es ist gut zu hören, daß die Hersteller sich auf etwas zubewegen, von dem die Endanwender seit 36 Monaten auf Messen und Treffen von Anwendervereinigungen geredet haben."

Ken Wasch, Direktor der Software Publishers Association, geht davon aus, daß sich das Lizenz-API sehr schnell als Marktstandard durchsetzen wird. Denn die Anwender würden es als K.o.-Kriterium bei der Softwarebeschaffung einführen. Zwar haben die Softwarehersteller bisher nur allgemein angekündigt, das API in künftige Versionen ihrer Programme einbauen zu wollen, aber aufgrund verschiedener Stellungnahmen darf damit gerechnet werden, daß entsprechende Applikationen bis Ende dieses Jahres erscheinen werden.