Ruf ruiniert

12.08.1983

Die Eschborner HPR Computer GmbH, Verweserin des Hermes-Precisa-Ruf-Erbes, hat mit der deutschen Eurotech jetzt selbst einen Nachlaßverwalter gefunden (siehe auch Seite 1). Zwar stößt die Übernahme noch auf Schwierigkeiten, doch dürfte der HPR-Rest letztlich doch bei den Düsseldorfern landen. Kommt es so, dann können einige HPR- und Eurotech-Manager aufatmen. Inwieweit die hastige Transaktion zur Marktberuhigung beitragen kann, bleibt abzuwarten. Die HPR-Pleite trifft voll die Anwender. Die hätten bei der Systemauswahl vorsichtiger sein sollen, werden Zyniker sagen - und zur Tagesordnung übergehen.

Wenig weitsichtig zeigten sich in der Tat diejenigen Interessenten, die erst kürzlich einen Vertrag mit HPR abschlossen. Aus Marktbeobachtungen hätte sich folgern lassen, daß der "Ruf-Ruf" bereits unheilbar geschädigt war.

Das Gesetz des Marktes behält gleichwohl Gültigkeit: Man darf sich für Exoten entscheiden, aber man bezahlt dafür seinen Preis. Schadenfreude ist deshalb nicht angebracht. Was da bei HPR zerfällt, ist ein Luftschloß, für das zuletzt nicht einmal mehr ein flächendeckender Service existierte.

Eurotech betreibt denn auch eine PR-Politik, die vorgibt, alles werde sich zum Besseren wenden. Kommentiert Geschäftsführer Walter Siebert in Allgemeinplatzmanier: "HPR hat wahrscheinlich nicht die richtige Firmenpolitik gehabt." Inwieweit diese "Erfahrung" bei Eurotech bereits verarbeitet ist, darüber könnte auch das treffendste Siebert-Statement keinen Aufschluß geben. Die Ursache für Pleiten, das hören schon Betriebswirtschaftsstudenten im ersten Semester, liegt in der Regel in mangelnder Anpassung des Managements an Marktveränderungen. Die HPR-Kunden werden es zu schätzen wissen, wenn Eurotech "richtige" Politik macht. Mit Goodwill seitens der Anwender darf Siebert indes nicht rechnen.