Rueckzug mit mangelndem Kundeninteresse begruendet Sybase springt auf der CeBIT fuer den Mitbewerber Ingres ein

11.03.1994

MUeNCHEN (qua) - Wer auf der diesjaehrigen CeBIT den Stand des Datenbankanbieters Ingres GmbH aus Frankurt am Main sucht, laeuft in die offenen Arme eines Konkurrenzunternehmens: Die Duesseldorfer Sybase GmbH sprang in die Bresche, als die deutsche Tochter des angeschlagenen ASK-Konzerns ihre Messeteilnahme kurzfristig absagte.

"Das ist auch fuer uns ein Gluecksfall", freut sich Joerg Schomburg, der bei der Deutschen Messe AG, Hannover, fuer die CeBIT verantwortlich zeichnet; "zwei Wochen vor der Messe findet man normalerweise niemanden mehr, der das noch organisieren kann." Immerhin handle es sich bei dem aufgelassenen Ingres-Stand um eine Ausstellungsflaeche von 180 Quadratmetern. Eine nennenswerte Warteliste existiere nicht mehr, seit der Buerobedarf aus dem Messeangebot gestrichen worden sei.

Eigentlich wollte Sybase auch in diesem Jahr nicht nach Hannover gehen. Mit Ausnahme einer Tagung der German Unix User Group (GUUG) nahm die seit vier Jahren bestehende deutsche Niederlassung des kalifornischen Software-Unternehmens bislang an keiner groesseren Messe teil. Erlaeutert Christiane Schaefer, Pressesprecherin der Sybase GmbH: "Wir haben solche Veranstaltungen nie als ein tolles Marketing-Tool betrachtet."

Die guenstigen Umstaende bewogen die Duesseldorfer dann aber, ihre Absicht zu aendern. Da der Messekatalog schon vor dem Ingres- Rueckzug in Druck gegangen war, verzeichnet er unter der Standnummer E03 in Halle 3 nach wie vor den Frankfurter ASK- Ableger - ein Umstand, aus dem Sybase mit einiger Sicherheit Profit schlagen wird. Jetzt wird dort fieberhaft gearbeitet, um bis zum 16. Maerz eine ansprechende Praesentation auf die Beine zu stellen.

Ingres begruendet seine ploetzliche Messemuedigkeit mit den Ergebnissen einer kuerzlich durchgefuehrten Kundenbefragung: "Nur ein kleiner Prozentsatz der ASK/Ingres-Anwender hat die Moeglichkeit, nach Hannover zu fahren. Dagegen stehen die Kosten eines qualifizierten Kundengespraechs waehrend des Messetrubels in keinem Verhaeltnis."

Angesichts der schlechten Finanzlage des Mutterkonzerns (siehe CW Nr. 9 vom 4. Maerz 1994, Seite 2: "Der frischgebackene ASK-CEO hat das Unternehmen verlassen") koennte diese Begruendung als vorgeschoben angesehen werden. Peter Lewi, Geschaeftsfuehrer der Ingres GmbH, bestreitet allerdings einen Zusammenhang zwischen den Verlusten der ASK Corp. und der CeBIT-Abstinenz der deutschen Niederlassung. "Wir haben keine finanziellen Probleme", insistiert er - mit dem Hinweis auf das im vergangenen Jahr erzielte Umsatzwachstum von 40 Prozent. Tatsaechlich hat Ingres in Deutschland bislang erfolgreicher operiert als Sybase.

Laut Lewi wird die deutsche ASK-Vertretung das bei der CeBIT eingesparte Geld in Kundenveranstaltungen investieren, die im kommenden April in sieben deutschen Grossstaedten stattfinden sollen. Die Anwender seien durch Mailings von der Entscheidung ihres Lieferanten informiert worden.