Rückständig

25.05.1979

Man kann es schon nicht mehr hören, aber die Decke der EDV-Spezialisten wird immer dünner. Viele Firmen spüren einen Engpaß bei Programmierern, wobei Anwendungsprogrammierer und Systemprogrammierer gleichermaßen gefragt sind.

Personalberater bestätigen dies: Da ist fast nichts mehr auf dem Markt, da kommt auch so schnell nichts nach (vgl. CW- Nr. 19 vom 11. Mai 1979: "Ikarusflug"). Dies ist beileibe keine Panikmache. Denn auch die Hersteller und die Softwarehäuser haben momentan mit Manpower-Schwierigkeiten zu Kämpfen.

Auffällig still ist es jene weitblickenden" Experten geworden, die bereits von der aussterbenden Programmierer-Zunft sprachen, für die es a? la longue keinen, Daseinsberechtigung mehr gäbe.

Dabei ist diese Behauptung insofern richtig, als die Programme zunehmend von den eigentlichen DV-Benutzern, vom Fachabteilungspersonal gestrickt werden sollen - möglichst nach einem ganz einfachen Muster. Mit anderen Worten: Programmieren in natürlicher Sprache - so prognostizieren hochkarätige Marktanalysten wie Charles P. Lecht - wird peu `a peu in der Sachbearbeitung verschwinden.

Konsequenz: Nicht mehr der Codier-Profi wird die DV-Szene beherrschen, sondern der DV-Laie mit Hintergrundwissen.

Personalknappheit bei rückläufiger Nachfrage? Die Verwirrung ist komplett. Bei näherem Hinsehen stellt sich, freilich heraus daß es sich bloß scheinbar um einen Widerspruch handelt.

Was sich jetzt auf dem DV-Personalmarkt abspielt kennzeichnet ein Übergangsphänomen: Viele Anwender arbeiten Software-Rückstände auf. Daß dies nach wie vor mit unzulänglichen Mitteln - sprich Software-TOOLS - geschieht, mag Pessimisten in ihrer Ansicht bestärken, die "Rückständigkeit" werde von Dauer sein.