PC und seine Alternativen/Kommentar

Rückkehr zur Nüchternheit

09.07.1999

Allmählich lichtet sich der Pulverdampf über dem Schlachtfeld der IT-Marketiers. Schlanke Clients gegen aufgeblähte PCs, zentrale Verwaltung gegen nicht mehr kontrollierbare Intelligenz am Arbeitsplatz - die IT-Branche schien in zwei Lager gespalten. Wie ist diese Schlacht ausgegangen?

Etwa drei Jahre nach der Ankündigung des Netzcomputers (NC) lautet die schlichte Erkenntnis: Es gibt keinen Sieger. Einerseits hat die damit entfachte Diskussion über ausufernde PC-Betriebskosten in vielen Unternehmen zu einem Umdenken geführt. Andererseits ist den sogenannten Thin Clients, in welcher Ausprägung auch immer, der große Durchbruch bis heute versagt geblieben.

Die Anwender haben den von der IT-Industrie angezettelten Hype nicht mitgemacht. Das ist gut so. Zu komplex sind die mit Thin-Client-Modellen verbun- denen Fragen und Probleme bei der Umsetzung (siehe Seite 56). Die Marketing-Parolen von der Ablösung ganzer PC-Bestände durch Thin Clients sind einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen: Windows-based Terminals (WBTs) beispielsweise werden in erster Linie dazu eingesetzt, Office-Anwendungen auf effiziente Weise über das Netz am Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.

Das schließt nicht aus, daß ein "Poweruser" seine Kernanwendungen unverändert auf dem lokalen Rechner vorhält, für Standardsoftware aber auf den Server zugreift. Andere Mitarbeiter hingegen, die für die Erledigung ihrer Aufgaben mit wenigen oder einer einzigen Anwendung auskommen, sind mit schlanken WBTs oder auch NCs ausreichend bedient.

Die Frage nach einer zentralen oder dezentralen IT-Struktur ist demnach falsch gestellt. In der Unternehmens-DV werden - von wenigen Ausnahmen abgesehen - stets beide Ansätze anzutreffen sein.