Rueckgang der Studienplatzbewerber um 20 Prozent Informatikstudium verliert an Attraktivitaet bei Abiturienten

16.06.1995

MUENCHEN (hk) - Die Zahl der Bewerber um ein Informatikstudium ist an Deutschlands Universitaeten im Studienjahr 1994/1995 mit 4637 Anmeldungen um 19,5 Prozent gegenueber dem Vorjahr zurueckgegangen. Gegenueber dem Rekordjahr 1989/90, als sich 7596 Abiturienten fuer dieses Fach einschrieben, bedeutet dies einen Rueckgang um 39 Prozent.

Seit Anfang der 90er Jahre geht die Zahl der Interessenten an technischen und ingenieurwissenschaftlichen Studiengaengen zurueck - und das, obwohl aus den neuen Bundeslaender 16 Hochschulen mit ueber 1000 Plaetzen hinzugekommen sind. Bei insgesamt 6546 zur Verfuegung stehenden Plaetzen betraegt die Auslastung gegenwaertig 71 Prozent. Vor allem die ostdeutschen Universitaeten sind noch nicht richtig ausgelastet (siehe auch den Beitrag in dieser Ausgabe Seite 57).

Fuer Hochschulstatistiker Hans Decker ist diese Entwicklung nicht nachvollziehbar. Zwar gaebe es genug Erklaerungen, meint der Dortmunder Informatiker, aber das meiste sei fuer ihn "Kaffesatzleserei". "Die schlechten Berufsaussichten koennen es nicht sein", meint Decker resigniert. Die Geisteswissenschaften verzeichneten nach wie vor Zuwaechse und ueber deren Perspektiven, spaeter einen Job zu finden, brauche man gar nicht erst diskutieren.

Hermann Rampacher, Geschaeftsfuehrer der Gesellschaft fuer Informatik (GI) in Bonn glaubt trotzdem, dass die hohe Zahl der Informatikstudenten Ende der 80er Jahre mit den guten Berufs- und vor allem Gehaltsaussichten von damals zusammenhing. Heute verzichten seiner Ansicht nach die Abiturienten auf dieses Studium und wenden sich eher dem Fach Bauwesen zu, da sie sich davon die besten Karrieremoeglichkeiten versprechen. Rampacher wuenscht sich ein groesseres Engagement der Schulen.