RSS: Wunderwaffe gegen die Informationsflut?

05.02.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

zum Ziel. Dieser soll nach Bekunden des Projekts die Beschränkungen von RSS überwinden, die seinem Ursprung als Syndication-Format für News geschuldet sind. Eine wesentliche Erweiterung soll darin bestehen, dass zukünftig nicht nur Kurzbeschreibungen, sondern vollständige Dokumente übertragen werden. Derzeit wird das "description"-Element häufig dazu missbraucht, um komplette Texte über RSS zu versenden. Das Atom-Projekt möchte neben einem Dokumentenformat auch eine Programmier-Schnittstelle definieren, über welche sich Atom-konforme Inhalte in Content-Management-Systeme (CMS) einspeisen beziehungsweise dort bearbeiten lassen. Primäre Zielgruppe sind vorerst die Anbieter von Weblog-Software, allerdings könnten bei Entstehen eines entsprechenden Angebots an Atom-kompatiblen Autorenwerkzeugen auch die CMS-Hersteller nachziehen.

Fazit

RSS kommt dem Bedürfnis nach einem Standardformat entgegen, das eine möglichst allgemeine und einfache Grundstruktur für Dokumente beschreibt. Als solches eignet es sich für viele Anwendungen, bei denen sich Benutzer im Pull-Verfahren über Updates in Datenbeständen informieren wollen. Dazu zählen primär Nachrichten in Online-Publikationen, für die RSS ursprünglich entworfen wurde. Zahlreiche alternative Szenarien zeigen jedoch, dass der Phantasie bei der Nutzung von RSS kaum Grenzen gesetzt sind. Mit der steigenden Zahl an Feeds können RSS-Reader eine wichtige Aufgabe im Informations-Management übernehmen. Derzeit spielt RSS in Nischen wie etwa bei Weblogs eine wesentliche Rolle bei der Informationsverteilung. Bei etablierten CMS-Herstellern und vielen Anwenderunternehmen fristet RSS ein Dasein als unterschätzte Technik. Die Unterstützung durch große Verlage und E-Business-Riesen wie Amazon könnte dies bald ändern.

Die Geschichte von RSS

Da es sich bei RSS nicht um eine einheitliche Technik, sondern um einen Sammelbegriff für verschiedene Formate handelt, reklamieren mehrere Firmen die Ehre der Urheberschaft für sich. Eine Interpretation sieht die Ursprünge von RSS in Apples "Meta Content Framework", das 1995 publiziert wurde. Von dort habe der Weg über Microsofts "Channel Definition Format" (CDF) zum "RDF Profile" von My Netscape geführt.

Andere setzen hingegen den Ursprung von RSS mit Dave Winers Format "Scripting News" im Jahr 1997 an. Das habe Netscape für die Entwicklung von RSS 0.90 aufgegriffen. Diese Version basierte allerdings im Gegensatz zu Scripting News auf dem W3C-Standard Resource Description Framework (RDF). Winer, Begründer der Firma Userland und kontroverse Figur in der XML-Szene, konterte Netscapes RSS mit RSS 0.91. Hauptmotiv für diesen Gegenentwurf war Winers Abneigung gegen komplexe Standards wie RDF, die nach seiner Meinung von großen Herstellern in Gremien ausgeheckt würden und für kleinere Firmen und Endanwender kaum nutzbar seien.