RSS: Wunderwaffe gegen die Informationsflut?

05.02.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Ihren Wert entfalten diese Frontends vor allem dadurch, dass sie Daten im RSS-Format aus verschiedenen Quellen ("RSS-Feeds") unter einer Oberfläche zusammenführen. Sie dienen damit als Aggregatoren für eine Vielzahl an Informationen, die sich dort schnell überschauen oder durchsuchen lassen. Ein wesentlicher Aspekt dieses Modells besteht darin, dass der Anwender selbst die Herkunft der Informationen bestimmt, mit denen er seinen Reader füttert. Es folgt damit im Gegensatz zu E-Mail dem Pull-Ansatz und vermeidet so unerwünschte Inhalte ungeklärten Ursprungs. Die enorme Zunahme von Spam-Mails lässt Marketing-Experten darüber nachdenken, ob RSS-Feeds die bessere Alternative zu Newslettern sein können.

Es liegt auf der Hand, dass der Nutzen von RSS mit der Zahl verfügbarer Quellen steigt. Lange Zeit hatte RSS nur geringe Bedeutung und wurde erst durch die stark steigende Zahl an Weblogs populär. Deren Betreiber ("Blogger") produzieren meistens nur relativ wenige eigene Inhalte und konzentrieren sich darauf, auf Beiträge anderer Publikationen hinzuweisen oder diese zu kommentieren. Zu diesem Zweck müssen sie sich in kurzer Zeit einen Überblick über zahlreiche Nachrichten aus vielen Quellen verschaffen. RSS-Reader gehören daher schon länger zur Standardausrüstung von Bloggern.

Bei Weblogs zählen RSS-Feeds zu den Basisfunktionen. Herkömmliche Publikationen hingegen zögerten lange, bis sie ihre Schlagzeilen über RSS veröffentlichten. Im deutschsprachigen Raum erkannten Ende 2003 die großen Nachrichtenmagazine "Spiegel"," Stern" und die "Zeit" die steigende Bedeutung von RSS an. Seit Anfang des Jahres bietet auch die COMPUTERWOCHE einen RSS-Feed für ihre IT-Nachrichten an. Die Zurückhaltung der großen Verlage erklärt sich neben Zweifeln am Geschäftsmodell auch damit, dass die meisten Content-Management-Systeme die Ausgabe von Inhalten im RSS-Format nicht von Haus aus unterstützen.

Durch die zunehmende Zahl an RSS-Angeboten unter den Online-Publikationen hat die Technik derzeit ihren stärksten Zuwachs in ihrem angestammten Bereich. Mit zunehmender Popularität erschließt sich RSS aber immer mehr Einsatzgebiete jenseits von Headline-Services. Aufgrund seiner allgemein gehaltenen Definition eignet es sich prinzipiell für den Transport von allen Informationen, die sich als diskrete Einheiten auffassen lassen, in relativ regelmäßigen Abständen publiziert werden, mittels Uniform Resource Identifier (URI) auf eine Web-Ressource verweisen sollen und mit dem Aufbau aus Titel, Kurzbeschreibung, Entstehungsdatum sowie einigen urheberrechtlichen Angaben versehen werden.

RSS für Programmierer

Entwickler, die RSS-Daten in ihren Programmen verarbeiten wollen, müssen dafür nicht auf einen XML-Parser zurückgreifen. Dies wäre angesichts der verschiedenen RSS-Versionen eine mühevolle Aufgabe. Vielmehr stehen für fast alle populären Programmiersprachen Bibliotheken zur Verfügung, die den Zugriff auf mehrere RSS-Typen über eine einheitliche High-Level-Programmier-Schnittstelle erlauben. Hier einige Beispiele: