Intexta Softwarepaket von Univac bei der Jaeger-Verlagsgruppe:

Routineschritte per Knopfdruck

02.11.1979

Das Telefonbuch vom letzten Jahr ist heute nur noch unter Risiko verwendbar. Leute und Firmen ziehen um, kommen hinzu, ändern ihren Namen und ihren Tätigkeitsbereich. Ein Adreßbuchverlag hat einen umfangreichen Änderungsdienst zu bewältigen. Angelika G. Loewenheim* berichtet über das Textverarbeitungs- und Auskunftssystem Intexta bei der Jaeger-Verlagsgruppe.

Die Jaeger-Verlagsgruppe, der die Firmen Deutscher Adreßbuchverlag für Wirtschaft und Verkehr (DAV), Jaeger-Verlag und Jaeger International Publication angehören, veröffentlicht seit mehr als 50 Jahren Wirtschaftsnachschlagewerke, Fachbücher und

Zeitschriften für den Tourismusbereich. Die technische Produktion obliegt der Tochterfirma Teleadress.

Die Nachschlagewerke werden mit Hilfe des Textbe- und -verarbeitungssystems Intexta von Sperry Univac aufbereitet. Für die Titel - Das Deutsche Bundesadreßbuch - Das Einkaufs- 1 x 1 der Deutschen Industrie - Das Deutsche Branchenfernsprechbuch -

Das Deutsche Firmenalphabet - Das Deutsche Telegramm-Adreßbuch unter anderem sind 320 000 Firmenadressen und zusätzlich 40 000 Touristikdaten auf EDV gespeichert, um mit ihrer Hilfe die periodisch erscheinenden Publikationen aktualisieren und den Text zum Druck aufbereiten zu können.

Das System auf Minicomputerbasis (Sperry Univac V77) wurde Mitte 1976 in Betrieb genommen und damit die aufwendige Lochkartenorganisation abgelöst mit dem Ziel, weit mehr Volumen in besserer Qualität bewältigen zu können. Das heißt konkret bei einem Adreßbuchverlag: Soviel Informationen verschlüsselt beziehungsweise abgekürzt wie möglich in den Adreßblock zu bekommen und nach vielfältigen Kriterien die Informationen abrufen zu können. Mit einer Adresse sollen nach verschiedenen Sortiergesichtspunkten alle Nachschlagewerke bedient werden. Hinzukommt ein umfangreicher Änderungsdienst - die Bewegungsquote beträgt mindestens 25 Prozent pro Jahr - sowie satztechnisch gesehen eine verschiedene Gestaltung je nachdem, ob es sich am normale oder um bezahlte (fettgedruckte) Eintragungen eventuell mit Firmensignet handelt.

Der DAV beschäftigt im Textbereich sieben Mitarbeiter (vier für die Erfassung, zwei für die Korrektur der Texte und einen für die Bedienung der Anlage). Die Änderungen aus den unterschiedlichsten Quellen wie IHK und Redaktionsanfragen werden täglich nach Gruppen von speziellen Sachbearbeiterinnen bearbeitet. Nach Manuskript beziehungsweise Formular geben die Bedienungskräfte an den Bildschirmen die Korrekturen der Sachbearbeiter ein, indem sie die entsprechende Adresse aufrufen. Das System "vergleicht" Bestand und Eingabe. Anschließend erfolgt der Ausdruck der Typenraddrucker zum Korrekturlesen .

Das Intexta-Kopfformular, das individuell gestaltet jeder Bildschirmbearbeitung voransteht, enthält beim DAV 34 Felder (Firmenname -adresse und -nummer, Landeskennzeichen, Kennung für abweichende PLZ und Vorwahl, Branchen-Hauptgruppe und Unterteilung, Firmentypenschlüssel, Abhängigkeit, Hauptfirma, Beschäftigtenzahl, Umsatz, Gründungsjahr, Gesellschaftsform, Ortsnummer, Anzeigenkunde?, letztes Bearbeitungsdatum, Art der Bearbeitung und so weiter).

Alle Daten sind in einer Textdatenbank gespeichert, die nach Block, Satz, Feld und Wort hierarchisch gegliedert ist und je nach Umfang auch mehrere Volumes (je 54 Mio. Bytes) aufzunehmen vermag. Auf die Daten kann direkt, über ein Schlüsselwort oder über verkettete Indexblöcke, zugegriffen werden und zwar über die leicht zu erlernende Dialogsprache DPL/1. Sie umfaßt insgesamt etwa 40 verschiedene Befehle, die sich in sechs Befehlsgruppen unterteilen lassen. Dazu gehören Befehle zum Datenaustausch zwischen Bildschirm-Terminal und Datenbank, Befehle zur Textmanipulation, zur Tabellenverarbeitung, zur Steuerung der Ein-/Ausgabe, zur Bearbeitung von Datenblöcken und Befehlen, zur Steuerung des Programmablaufs.

Die Texte werden nach der Ganzwortregel erfaßt, und erst bei der satztechnischen Aufbereitung erfolgt automatisch die Silbentrennung durch ein spezielles Programm. Vielfältige Einfüge- und Löschfunktionen erleichtern die Arbeit. Beim DAV wird das automatische Silbentrennprogramm nur für den Bleisatz eingesetzt, während der Fotosatz "endlos" ausgegeben wird.

Befehle zur Ausführung einer bestimmten Folge immer wiederkehrender Arbeitsschritte können zusammengefaßt und "auf Knopfdruck" gestartet werden. Außerdem kann die Dialogsprache DPL/1 auch von EDV-Nichtfachleuten nach relativ kurzer Einarbeitungszeit zur eigenen Programmierung individueller Textmodulen, zum Beispiel Masken, genutzt werden.

Die Anforderungen an ein Textverarbeitungssystem sind je nach Branche und Organisation sehr unterschiedlich. Beim DAV besteht das Problem, daß die Texte erst zu einem sehr späten Zeitpunkt ausgeschlossen, das heißt mit den kompletten Satzanweisungen versehen werden sollen, um möglichst große Aktualität zu gewährleisten. Außerdem hängen die Satzanweisungen wiederum vom System der Belichtungseinheit ab. Da der DAV beziehungsweise die Satztechnik-Tochter Teleadress nicht selbst belichtet, sondern Fremdaufträge je nach Kondition an viele Lieferanten vergibt, steht die Art der Belichtungseinheit erst mit der Auftragsvergabe fest. Das soll jedoch geändert werden mit der Anschaffung und dem Offline-Anschluß einer eigenen Belichtungseinheit, die Teleadress zur Zeit plant.

Im Gegensatz zum Beispiel zum Tageszeitungsbereich ist die Arbeit bei der Adreßbucherstellung längst nicht so zeitkritisch, dafür müssen aber ungleich viel mehr Informationen gespeichert werden. Entsprechend ist auch die Konfiguration gestaltet:

64 KB Hauptspeicher, zwei Magnetplatten a 54 Mio. Bytes (die eine für die Stammdaten, die andere für die Änderungen), vier große Textbildschirmgeräte, ein Zeilendrucker (600 Zeilen/Min.), ein Magnetband für die Datensicherung sowie ein Lochstreifenstanzer und -leser.

Die bezahlten und daher hervorgehobenen Adreßbucheintragungen wurden bisher "konventionell" erstellt und manuell hineinmontiert. Um Routinearbeiten weiter zu automatisieren und keine Textspalten mehr mühsam auseinanderschneiden zu müssen, will man auch hier auf Computersatz umstellen. Erste Versuche sind zufriedenstellend verlaufen. Nicht zuletzt kann der Adressenfundus auch nach vielfältigen Kriterien sortiert und auf Etiketten ausgedruckt werden - sei es für die eigene Werbung oder für den Verkauf an Direktwerbeunternehmen.