Rote Karte fuer Workflow-Werkzeug Marktstudie untersucht Tools zum Business Process Redesign

05.05.1995

MUENCHEN (ua) - Welche Tools koennen Methoden zur Neugestaltung betrieblicher Prozesse unterstuetzen? - Zur Klaerung dieser Frage legt das Kompetenzzentrum Prozessentwicklung CC Pro des Instituts Wirtschaftsinformatik der Hochschule St. Gallen nun eine Studie vor. Eines der Ergebnisse: Die Modellierungswerkzeuge aus dem Workflow-Bereich eignen sich nicht zu diesem Zweck.

Grundsaetzlich kommen fuer die Prozessentwicklung nach Ansicht der Autoren von "Software-Tools fuer das Redesign", Volker Bach, Leo Brecht und Hubert Oesterle, Werkzeuge verschiedenen Ursprungs in Frage: Sie stammen aus der klassischen Organisationsentwicklung, aus dem Bereich des Computer Aided Software Engineering (CASE), aus der Workflow-Modellierung und aus der technischen Simulation.

Dabei bezieht sich die Studie allein auf Tools, die den Prozessentwurf unterstuetzen. Um eine einheitliche Grundlage zur Bewertung heranziehen zu koennen, hat das Kompetenzzentrum zudem eine eigene Methode zum Prozessentwurf "Promet-BPR" definiert. Dennoch lassen sich die Ergebnisse, so die Verfasser der Studie auch auf andere Methoden uebertragen. Das gilt insbesondere was die Orientierung an Kundenbeduerfnissen und die Vorrangstellung der Ablauf- gegenueber der Aufbauorganisation angeht.

Aussagen zur Qualitaet trifft die Studie fuer die Tools, bei denen eine vollstaendige Evaluation am Originalprogramm stattgefunden hat. Ansonsten dient die Funktionalitaet als Beurteilungsgrundlage.

Die auf ihre Qualitaet untersuchten Werkzeuge konnten groesstenteils hinsichtlich Stabilitaet und Dokumentation ueberzeugen, so ein erstes Ergebnis der Untersuchung. Der teilweise uebertriebe Umfang der Dokumente verhindere haeufig jedoch einen schnellen Einstieg.

Dennoch laesst sich nicht allein vom Funktionsumfang auf ein gutes oder schlechtes Tool schliessen. Grundsaetzlich bemaengeln die Autoren beispielsweise, dass in der Regel ein Prozess mit der Abfolge von Aufgaben oder Aktivitaeten gleichgesetzt wird. Dass ein Prozess daneben aus Leistungen, einem Informationssystem und einer Prozessfuehrung besteht, bleibe im allegemeinen unberuecksichtigt.

Zu den Tools mit relativ geringem und doch ausreichendem Funktionsumfang gehoert laut Untersuchung "Raditor" (Knowledgeware), "Maxim" und "Ablaufprofi" von Co-Ordination. Allerdings sei nur Raditor individuell anpassbar.

Zu den sogenannten Allround-Tools zaehlt "Aris" von IDS und "Bonapart" (Ubis). Die laut Studie empfehlenswerten Werkzeuge setzen allerdings einen hohen Einarbeitungs- oder Schulungsaufwand voraus. Bonapart sei flexibel anwendbar und biete Simulationsmoeglichkeiten, waehrend Aris Vorteile bei der grafischen Darstellung und in der Bearbeitung von Referenzprozessen aufweise.

Keine Empfehlung fuer Workflow-Tools

Fuer den Prozessentwurf mit anschliessender Eigenentwicklung mittels CASE-Tool wird "Income" (Promatis) empfohlen. Eine Alternative biete das noch flexiblere "Processwise" von ICL. Beide Tools gelten jedoch als komplex.

Fuer die Simulation etwa hinsichtlich der Ressourcennutzung eignen sich, so die Autoren, besonders "Extend" (Imagine) und "Ithink" von High Performance Systems, wobei letzteres auf eine High-Level- Simulation ziele. Extend dagegen unterstuetze vor allem die Detailsimulation. Schwach seien beide in der Dokumentation.

Ohne jegliche Empfehlung bleiben Workflow-Tools. Die meisten dieser Systeme wie "Flowmark" (IBM) oder "Cosa" (Ley) verfuegten ueber eine Modellierungskomponente, die sich fuer die detaillierte Spezifikation von Ablaeufen eigne, jedoch weniger auf den Prozessentwurf ausgerichtet sei.