Frauen und Mädchen empfinden Technikinkompetenz als Mangel:

Rollenerwartungen hemmen Weiterbildung

03.09.1982

KÖLN (nw) - Technikinkompetenz empfinden viele Frauen und Mädchen als Mangel. Dennoch, so klagt das Bildungsministerium, besteht beim weiblichen Geschlecht nach wie vor eine große Technikdistanz. Den meisten jungen Frauen bleibt damit ein breites Angebot aussichtsreicher beruflicher Tätigkeiten versperrt. Dabei gebe es genügend Möglichkeiten, sich auch noch im Beruf selbst mit neuen Technologien vertraut zu machen.

Untersuchungen des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft haben ergeben, daß rund 57 Prozent der Jungen technisch stark interessiert sind. Die Quote bei den Mädchen dagegen beträgt nur etwa rund 15 Prozent.

Entscheidend für das weibliche Berufswahlverhalten aber dürften immer noch traditionelle Rollenerwartungen sein, denen die Mädchen in der Familie, der Nachbarschaft und in den Medien ausgesetzt sind. Eine Folge davon sei, daß heute beispielsweise immer noch viele Sekretärinnen gegenüber neuen Entwicklungen im Bereich der Bürotechnik mit Akzeptanzproblemen kämpften.

Dies muß um so mehr verwundern, als sich in der Bundesrepublik tagtäglich mehr als 2,5 Millionen Frauen in mehr oder weniger gut eingerichteten und ausgestatteten Büros bewegen. Dabei gebe es durchaus Möglichkeiten, sich weiterzubilden - in Seminaren, mit Fachbüchern oder auf Messen.

Doch was nun für die männlichen Kollegen eine Selbstverständlichkeit ist, wettert die Vorsitzende des Deutschen Sekretärinnen-Verbandes Annemarie Weighardt, wird für die Sekretärin zum Problem. Die meisten Chefs verzichteten nur äußerst ungern auf ihre Mitarbeiterin und oft hätten gerade die besonders Tüchtigen Schwierigkeiten, sich freizumachen.

Als besonders gute Gelegenheit für weibliche Bürofachkräfte, sich mit den neueren Entwicklungen anzufreunden, wertet Weighardt die im Oktober stattfindende Bürofachmesse Orgatechnik. Hier könnten sich Sekretärinnen und Sachbearbeiterinnen darüber informieren, wie und ob die neuen Technologien ihren Arbeitsplatz verändern werden. Immerhin hätten bei Anschaffungen für den Bürobereich 68 Prozent der Sekretärinnen ein Mitspracherecht.

Auf der Bürofachmesse sei es nun für die einzelne möglich, sich über elektronische und Speicherschreibmaschinen zu informieren, Telefonwählautomaten zu sehen und zu erkennen daß Telekopierer und Teletex von repetetiven Tätigkeit befreien sowie Arbeitsabläufe beschleunigen könnten.

Dabei gebe es auf der Messe neben den Maschinen auch andere Dinge, die einen Besuch rechtfertigen: Registratursysteme, Organisationsmittel, Beleuchtungskörper, Papiersorten, Werbegeschenke, Schreibkombinationen und Drehstühle können begutachtet und verglichen werden.