Hannover Messe Industrie

Roboter in der Cloud

07.04.2014
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Technische Universität Berlin steuert Roboter aus der Cloud. Das Forschungsprojekt wird von Roboterherstellern gefördert und soll vor allem das Problem inkompatibler Schnittstellen lösen.

Auf der Hannover Messe Industrie zeigt TU Berlin auf dem Gemeinschaftsstand von Berlin Brandenburg einen Roboter, der mittels Gesten zu steuern ist. Mit einfachen Handbewegungen lässt sich der Ablauf des Greifarms nach Vorstellungen des Bedieners programmieren. Dazu zeichnet der Bediener die gewünschten Abläufe mit der Hand vor. Eine Kamera zeichnet die Bewegungen und die vom Bediener ebenfalls per Geste gesetzten Aktionspunkte auf und übersetzt sie in vom Roboter verstandene Maschinensprache. Anschließend kann der so programmierte Automat die Abläufe selbsttätig wiederholen.

Auf der Hannover Messe Industrie demonstriert die TU Berlin die Robotersteuerung mittels Gesten.
Auf der Hannover Messe Industrie demonstriert die TU Berlin die Robotersteuerung mittels Gesten.

In der Praxis soll sich das Exponat überall dort einsetzen lassen, wo eine schnelle Umrüstung der Automaten erforderlich ist, ohne das ein Techniker in die Programmierung der Maschine eingreifen muss.

Das auf der Messe gezeigte Modell ist ein in seiner Funktion reduziertes Ausstellungsstück. Das Original, das im Fachgebiet Industrielle Automatisierungstechnik am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin betrieben wird, arbeitet mit zwei installierten Kinect-Boxen von Microsoft, die die Gesten punktgenau erfassen und den Roboter dadurch exakter steuern.

Universalschnittstelle für Roboter

Die Steuerung der Demo-Roboter erfolgt über eine vom Verbundforschungsprojekt gestaltete Cloud. Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorhaben möchte die Inkompatibilität zwischen den Robotern verschiedener Hersteller sowie die Trennung der unterschiedlichen Steuerungsebenen in den Produktionsanlagen aufheben. Dazu arbeitet das Projektteam an eine Art "Universalschnittstelle" für Roboter, die sie in der Cloud ablegt. Über eine solche Installation sollen sich dann Automaten unabhängig vom Hersteller und Endgerät (PC, Tablet, Smartphone) steuern lassen.

Das Ziel des Forschungsvorhabens Projekt Picasso (Industrielle Cloudbasierte Steuerungsplattform) sind Effizienzgewinne, indem es Anwendern Steuerungstechnik für cyber-physische Systeme in der industriellen Produktion flexibel bereitstellt. Die vorhandene, monolithische Steuerungstechnik sollen aufgebrochen und modularisiert werden sowie um eine zentrale Datenverarbeitung in der Cloud und durch service-orientierte Softwarearchitekturen erweitert werden. Die Cloud-Installation, die bis dato noch nicht einsatzbereit ist, kann zudem als Basis für Mehrwertdienste dienen.

Am Vorhaben sind Hersteller wie die Robert Bosch GmbH, Sotec, die Robomotion GmbH und Reis Robotics beteiligt. Neben der TU Berlin stellen die Universität Stuttgart und das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) Forscher für das Projekt Picacco ab.