Nicht nur Japan kann Roboter

Roboter erobern die CeBIT

23.03.2017
Von   
Tillmann Braun ist freier Journalist und Kommunikationsberater für non-profit Organisationen und Unternehmen. Sein Fachgebiet sind innovative IT-Lösungen für die Vernetzung von Menschen und Maschinen. Zu seinen Spezialthemen gehören intelligente (Heim-)Netzwerke, Machine-to-Machine-Kommunikation, Mobile Payment, IT-Strategien und vielfältig einsetzbare Kommunikationssysteme.
Einige der ausstellenden Unternehmen des Partnerlandes Japan zeigen in Hannover Roboter, die mit durchaus verschiedenen Fähigkeiten beeindrucken. Während die einen Kaffee oder Sushi servieren, sind andere sogar in der Lage, Querschnittsgelähmten ein Stück Freiheit zurückzugeben.

Der Roboter Pepper ist genau genommen keine echte Neuheit. Der 120 Zentimeter große Roboter kennt die Messehallen in Hannover bereits aus den Vorjahren. Doch wie man es sich von einem guten Roboter wünscht, lernt Pepper stetig hinzu. Entwickelt wurde Pepper von dem Unternehmen Aldebaran, das zum japanischen Telekommunikationskonzern SoftBank gehört.

Deutscher Partner von SoftBank ist das IT-Unternehmen ICS, das sowohl beim Vertrieb hilft als auch bei der Spezialisierung von Pepper, was dessen Einsatzgebiete betrifft. Pepper verfügt unter anderem über 17 Gelenke, einen Touchscreen, eine 3-D-Kamera zur Gesichtserkennung und drei Laufräder, die sich in jede Richtung bewegen können. Darüber hinaus ist auch eine Vernetzung mit anderen Geräten per WLAN möglich.

Und so ist Pepper letztlich nicht nur in der Lage, die unterschiedlichsten Fragen zu beantworten, sondern kann auch menschliche Gesten erkennen und entsprechend reagieren – mitunter sogar mit einem Witz, um die Stimmung des Gegenübers zu heben. In Japan wird der Roboter unter anderem schon länger in Filialen von Nescafé eingesetzt, um Kunden zu betreuen – und zu beraten, welcher Kaffee die jeweiligen Vorlieben wohl am besten trifft.

Aber auch in vielen Familien ist Pepper nicht mehr wegzudenken. Nicht zuletzt aufgrund seiner Fähigkeit, das menschliche Gemüt zu erkennen und aufzuheitern, eignet sich der freundlich anmutende Roboter aber auch im Bereich der Altenpflege. Neben hilfreichen Tätigkeiten kann Pepper als Spielkamerad dazu beitragen, dass man sich weniger einsam fühlt.

Gehroboter gibt Querschnittsgelähmten ein Stück Freiheit zurück

Auch viele andere der knapp 200 japanischen Unternehmen auf der diesjährigen CeBIT haben Roboter mitgebracht, die ihren Teil zur Society 5.0 beitragen sollen. Während einige dieser Roboter allerdings lediglich Chicken Wings oder Sushi servieren, verbringen andere mehr oder weniger Wunder.

So zeigt das Unternehmen Ekso Bionics in Hannover den ersten und bislang auch einzigen medizinisch zugelassene Gehroboter, der Querschnittsgelähmten dabei helfen kann, wieder einige Schritte zu gehen. Ekso, so der Name des Roboters, wurde für Patienten mit Lähmung der unteren Extremitäten entwickelt. Der Geh-Modus „Variable Assist“ ermöglicht es Patienten mit inkompletter Lähmung, die vorhandene Restmuskelfunktion in den Beinen beim Gehen aktiv einzusetzen. Die Motorleistung wird dabei variabel an die Leistungsfähigkeit des Patienten angepasst. So überbrückt der Roboter letztlich das vorhandene Defizit des Patienten. Dass das System zumindest für manche Querschnittsgelähmte funktioniert, zeigte sich auf der CeBIT anhand von freiwilligen Testpersonen eindrucksvoll.

An der Vernetzung des Roboters war Vodafone beteiligt. „Über die 42 Sensoren werden 70 Daten erzeugt, und die werden 500 Mal pro Sekunde abgerufen und übertragen“, erklärt Zoltán Bickel, Bereichsleiter für Produkt-Management und Marketing bei Vodafone Deutschland. Die daraus resultierenden großen Datenmengen helfen dabei, um den Roboter individuell einzustellen und letztlich auch weiterentwickeln zu können.

M2M Alliance zeigt ersten humanoiden Roboter aus Düsseldorf

Auch in der Industrie kommen immer häufiger Roboter zum Einsatz. So präsentiert beispielsweise die M2M Alliance mit einigen ihrer Mitgliedsunternehmen den ersten humanoiden Roboter aus Düsseldorf auf der CeBIT. Bob, so der Name, zeigt am IoT/M2M Pavillon, dass Roboter auch für IoT Prototyping eingesetzt werden können.

Bob, der Roboter
Bob, der Roboter
Foto: Tillmann Braun

Unter Rapid Prototyping werden verschiedene Verfahren zusammengefasst, die die Herstellung von Musterbauteilen auf Basis von Konstruktionsdaten ermöglichen – und das innerhalb kürzester Zeit. Im Bereich des Internet of Things kommt dabei noch das Hardware-Design für Sensoren und Mikrocontroller hinzu. Durch Anbindung an das World Wide Web und mittels Cloud Services etwa für Artificial Intelligence (AI) lässt sich die Nutzererfahrung von vernetzen Produkten schnell und zielführend testen.

„Das Know-how für IoT Prototyping stammt von IOX LAB und die technische Open Source Entwicklungsplattform mangOH von Sierra Wireless“, erläutert Dr. Andreas Fink. Laut dem Vorsitzenden der M2M Alliance, Europas größtem unabhängigen Dachverband für M2M-Kommunikation, IoT und Industrie 4.0., ist der Roboter auch ein Beispiel dafür, wie erfolgreich und produktiv die Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks der M2M Alliance mittlerweile ist.

Auf jeden Fall ist Bob eines der Beispiele dafür, dass auch europäische Unternehmen in der Lage sind, Roboter zu entwickeln, die Menschen und Unternehmen das Leben erleichtern.