Schnellere Prozessoren sollen Erfolg bringen

Rise Technology nimmt den Markt der Billigrechner ins Visier

18.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit Rise Technology Co. steigt ein weiteres Unternehmen in den Ring, um sich einen Platz im Prozessormarkt zu erkämpfen. Der Hersteller will mit überarbeiteten Prozessoren am Geschäft mit den Billigrechnern partizipieren. Nachdem National Semiconductor kapituliert hat und IDT händeringend nach Partnern sucht, räumen manche Experten dem Newcomer durchaus Chancen ein, sich in diesem rauhen Marktsegment zu behaupten.

"Wenn Rise halten kann, was die Firma verspricht, wird sie gute Chancen haben", glaubt Michael Feibus, Analyst bei Mercury Research Corp. In der letzten Maiwoche hat Rise Technology schnellere Modelle seiner Prozessoren angekündigt. Lagen die Taktraten der "mP6"-CPUs bislang bei 233 beziehungsweise 266 Megahertz, sollen im dritten Quartal 1999 "mP6-II"-Chips mit 333 und 366 Megahertz herauskommen. Im vierten Quartal will der Hersteller CPUs mit Taktraten von 380, 400 und 433 Megahertz produzieren.

Kompatibel zu Intel

Die Prozessoren sollen das gleiche Format wie Intels Celeron-Chips besitzen. Damit wäre Rise der erste Hersteller, der kompatible Produkte zu Intels Pentium-II- und Celeron-CPUs auf den Markt bringen kann. Lizenzprobleme fürchtet Rise-Chef David Lin nicht. Die Firma, die die Prozessoren für Rise fertigt, habe durch enge Cross-License-Vereinbarungen Rechte am Intel-Know-how, so daß sein Unternehmen keine rechtlichen Schritte von seiten des Prozessorgiganten zu fürchten habe.

Nur Intel arbeitet profitabel

Der wie Intel im kalifornischen Santa Clara ansässige Chipproduzent fertigt seine Prozessoren nicht selbst. Damit entfallen die Milliardeninvestitionen, die andere Hersteller wie zum Beispiel AMD und Intel in den Bau und den Unterhalt der Produktionsanlagen stecken mußten. Nach eigenen Angaben will sich Rise vor allem auf die Entwicklung neuer Technologien konzentrieren. Um weiter Kosten zu reduzieren, plant man beispielsweise ein kleineres Chipformat.

In Analystenkreisen wird der Optimismus des Neulings nur unter Vorbehalten geteilt. Nach Ansicht von Linley Gwennap, Herausgeber des "Microprocessor Report", ist Intel momentan der einzige Hersteller, der im CPU-Geschäft profitabel arbeitet. Außerdem sei es dem Halbleiterhersteller nach dem jüngst erschienenen "Microprocessor Report" im letzten Quartal 1998 gelungen, seine Marktanteile von 72 auf 79 Prozent nach oben zu schrauben. Gerüchte behaupten außerdem, daß Rise mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Lin wollte diese Behauptungen bislang nicht kommentieren. Zu firmeninternen Vorgängen äußere er sich nicht, erklärte der Rise-CEO.

Auch die Computerhersteller beäugen das Prozessor-Greenhorn vorerst skeptisch. Rick Latman, CEO beim Billig-PC-Anbieter Microworkz, zweifelt daran, daß Rise technologisch mit den etablierten Firmen wie AMD und Intel mithalten kann. Außerdem seien es die paar Dollar nicht wert, auf ein womöglich schlechteres Produkt zu setzen, dessen Hersteller vielleicht schon in einem Jahr wieder vom Markt verschwunden sein könnte. Bislang konnte Rise auch noch keinen namhaften PC-Lieferanten für seine Produkte gewinnen. Nur einige wenige No-Name-Firmen aus Fernost bauen die Rise-CPUs in ihre Rechner ein.