Hauptinvestor springt ab

Riodata meldet Insolvenz an

05.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Service- Provider Riodata hat bei einem Darmstädter Gericht Antrag auf Insolvenz gestellt. Seine rund 2800 Kunden will das Unternehmen aus Mörfelden bei der bisherigen Konkurrenz, den Dienstleistern Colt Telecom und QSC, unterbringen.

"Ich strebe eine ordentliche Schließung des Unternehmens an." Mit diesen Worten zog Geschäftsführer Alex Stadler einen Schlussstrich unter das Firmenprojekt Riodata. Wenn nicht noch ein Wunder geschehe, werde es keine Zukunft für die Firma geben.

Auslöser der Pleite sei der Rückzug des Hauptinvestors Spectrum Equity gewesen, berichtet Stadler. So sei eine im Januar dieses Jahres ausgehandelte Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 40 Millionen Euro kurzfristig geplatzt. Während zwei weitere Investoren zu dem Deal standen, hätten die Spectrum-Verantwortlichen ihren Anteil von 50 Prozent wieder zurückgezogen.

Der Rückzug habe nicht unmittelbar mit Riodata in Zusammenhang gestanden, vermutet der Geschäftsführer. Offenbar habe der Investor wegen der Schwierigkeiten des britischen Telecom-Unternehmens Energis, an dem Spectrum Equity ebenfalls eine Beteiligung hält, kalte Füße bekommen. Generell sei momentan zu beobachten, dass sich Geldgeber aus dem Telco-Sektor zurückzögen. Die Tatsache, dass Riodata mit seiner Geschäftsentwicklung im Plan lag, habe nicht geholfen.

Die DSL-Politik der Telekom habe ebenfalls ihren Teil zu den Problemen beigetragen. So habe man den Plan, mit den eigenen DSL-Angeboten auch den unteren Mittelstand und das Segment der Kleinunternehmen zu adressieren, angesichts der aggressiven Preispolitik des ehemaligen Staatsbetriebs wieder aufgeben müssen. Durch die Quersubventionierung der Telekom mit einem Volumen von über 250 Millionen Euro sei dieser Markt für Neueinsteiger unzugänglich gewesen. "Die Regulierungsbehörde hat diese Situation nie richtig begriffen."

Vor diesem Hintergrund habe sich Riodata seit 2001 auf den gehobenen Mittelstand fokussiert. Dieses Segment wollte der Serviceanbieter mit Telekommunikationsdiensten wie zum Beispiel DSL-Anschlüssen oder Virtual Private Networks (VPN) bedienen.

Die rund 2800 Kunden von Riodata sollen nach dem Willen der Verantwortlichen je zur Hälfte zu Colt Telecom und QSC wechseln. Die Aufteilung werde laut den Ergebnissen der ersten Vorgespräche städteweise erfolgen. Angebote für die Übernahme sind bereits verschickt worden.

Schlecht sieht es dagegen für die 180 Mitarbeiter des Unternehmens aus. Zwar konnten einige bereits an andere Firmen vermittelt werden, der "Großteil muss sich aber de facto einen neuen Job suchen", erklärt Stadler. (ba)