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Ricke sieht künftig wieder Spielraum für Zukäufe

23.11.2005
Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke will die Finanzkraft des größten europäischen Telekommunikationsunternehmens für mögliche Zukäufe weiter stärken.

"In den kommenden Jahren werden sich noch interessante Gelegenheiten ergeben", sagte er dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Die Konsolidierung der Branche in Europa habe erst begonnen. "Solange wir unsere Hausaufgaben machen und auf Kurs bleiben, stärken wir unsere Finanzkraft für künftige Möglichkeiten", betonte er.

Tatsächlich gewinnt die Fusions- und Übernahmewelle auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt zunehmend an Fahrt. Erst vor wenigen Wochen hatte die spanische Telefónica angekündigt, den britischen Mobilfunkbetreiber O2 für 26 Milliarden Euro zu übernehmen. Zuvor hatte das Unternehmen schon den tschechischen Festnetzbetreiber Cesky Telecom übernommen. In Spanien wurde außerdem der Mobilfunkbetreiber Amena von France Télécom übernommen und in Italien der Mobilfunkanbieter Wind an Finanzinvestoren verkauft.

Zum Kauf steht derzeit auch der dänische Marktführer TDC, der in Deutschland mit Talkline aktiv ist. Die schweizerische Swisscom hat vor wenigen Wochen Übernahmegespräche mit der irischen Eircom bestätigt und ist angeblich auch an der TDC und der niederländischen KPN interessiert. Bei TDC wurde in der Vergangenheit ferner die Deutsche Telekom als Kaufinteressent genannt. Nach einer Studie der WestLB würden sich für den rosa Riesen neben der polnischen PTC, an der die Bonner bereits mit knapp unter 50 Prozent beteiligt sind, die französische Bougyues Télécom, Hutchison in Großbritannien und Tiscali in Italien als potenzielle Zukäufe anbieten.

Ricke hat in den vergangenen Wochen allerdings immer wieder betont, dass sich das Unternehmen derzeit nicht auf Einkaufstour befindet. Allerdings hatte die Telekom vor wenigen Wochen betätigt, Gespräche mit der KPN zur gemeinsamen Übernahme der britischen O2 geführt zu haben. Das Vorhaben wurde aber abgeblasen. "Jeder Zukauf muss sich lohnen", sagte Ricke dem "Capital" weiter. Dabei betonte er, dass die Telekom mindestens eine Kapitalverzinsung von acht Prozent erwarte.

Da das Unternehmen seine Verbindlichkeiten inzwischen auf knapp unter 40 Milliarden Euro heruntergefahren habe, gibt es Ricke zufolge neuen Spielraum. Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang November hatte der Telekom-Chef gesagt, dass er Schulden in zwei- bis dreifacher Höhe des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) akzeptieren könnte. Das hieße, die Telekom könnte rund 20 Milliarden Euro für eine Akquisition locker machen. (dpa/tc)