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Ricke fordert leichtere Übernahmen in Europa

14.03.2006
Die Deutsche Telekom hat angesichts der anstehenden Konsolidierung der Telekombranche leichtere Übernahmen in Europa gefordert.

"Regulierer und Politiker sollten die Konsolidierung zulassen", sagte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke am Dienstag auf einer Investorenkonferenz in Hannover. Die Behörden sollten die Entwicklung in den Vereinigten Staaten vor Augen haben, die von Großakquisitionen geprägt sei. Vor wenigen Tagen kündigte die amerikanische AT&T den Erwerb ihres Konkurrenten BellSouth für 67 Milliarden US-Dollar an.

"Der europäische Markt ist überladen", sagte Ricke. Die Regulierer sollten dies beachten, wenn es zu der Konsolidierung in Europa kommt. Die Telekom wolle aktiv an dem Prozess teilnehmen, dabei werde das Unternehmen seine bisherige Strategie beibehalten. Zukäufe sollen demnach nur in Ländern geschehen, in denen die Telekom bereits vertreten ist. Zu möglichen Akquisitionszielen machte Ricke keine Angaben. Die Europäische Kommission prüft seit Monaten den Kauf des österreichischen Mobilfunkanbieter tele.ring durch den Bonner Konzern. Eine Entscheidung soll bis Ende März fallen.

Vor einigen Monaten hatte die Telekom bereits mit KPN über eine Übernahme des Mobilfunkanbieters O2 gesprochen, davon aber Abstand genommen. O2 wurde dann von Telefónica gekauft. Mit dem Ausbau des Auslandsgeschäfts will die Telekom Umsatzrückgänge in Deutschland kompensieren. Betroffen ist davon vor allem das Festnetzgeschäft.

Weitere Bausteine für künftiges Wachstum der Telekom sollen das Breitbandgeschäft sowie eine enge Verzahnung von Mobilfunk und Festnetz sein. Das Unternehmen sei auf guten Weg, die für Ende 2007 angepeilte Marke von 11,5 Millionen DSL-Kunden zu erreichen, sagte T-Com-Chef Walter Raizner. In der Planung enthalten sind auch Kunden, die über Wiederverkäufer wie United Internet gewonnen werden. Ende vergangenen Jahres hatte die Telekom 7,8 Millionen Breitbandkunden unter Vertrag.

Raizner beobachtet eine Verschärfung des Preiskampfes: "Der Druck der Wettbewerber steigt jeden Tag", sagte er. Der Manager hält dennoch an seiner Planung fest. Im kommenden Jahr werde bei Umsatz und Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wieder ein Zuwachs verzeichnet, sagte der T-Com-Chef.

Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte, dass verstärkt Konvergenzprodukte auf den Markt gebracht werden sollen - also eine Bündelung von Festnetz und Mobilfunk. Im kommenden Jahr will die Mobilfunktochter T-Mobile für ihr Festnetzhandy 1,5 bis 2 Millionen Kunden gewinnen. T-Com erwartet 2007 für seine Dualphone eine halbe Million Kunden. (dpa/tc)