Verdoppelung des Umsatzes angestrebt

Ricke: Die Telekom muß ihre Produktivität deutlich steigern

17.07.1992

HAMBURG (vwd) - Die Telekom muß, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ihre Produktivität und ihre Organisationsstruktur verbessern. Diese Ansicht vertrat der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Helmut Ricke, im Gespräch mit Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Ricke

bezifferte den Produktivitätsrückstand seines Unternehmens gegenüber

vergleichbaren US-Gesellschaften mit rund 20 Prozent.

Als Grund für die Misere nannte der Telekom-Chef unter anderem die Tatsache, daß man bei den US-Companies leistungsorientiert arbeite, während die deutschen Telekom. Mitarbeiter nach wie vor dem öffentlichen Dienstrecht unterliegen. Auch in der Organisation des Postunternehmens lasse sich vieles verbessern, so etwa die Bereiche Vertrieb und Controlling. Zudem hätten die Amerikaner im Vergleich zur Bundesrepublik deutlich mehr Telefonverkehr.

Ricke hofft, den Telekom-Umsatz von gegenwärtig 40 Milliarden Mark bis zum Ende des Jahrzehnts verdoppeln und dabei die Mitarbeiterzahl von rund 250000 halten zu können. Als unerläßlich betrachtet der Telekom-Chef dabei die Teilprivatisierung der Telekom und den Verkauf von Aktien über die Börse.

Dies um so mehr, da seiner Ansicht nach das Unternehmen in den kommenden Jahren rund 20 Milliarden Mark an Eigenkapital benötige - Kapital, das der Bund aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht

bereitstellen könne.

Die Bedeutung der Telekommunikation wird sich nach Rickes

Erwartungen in den kommenden Jahren verdreifachen und einen

ähnlichen Stellenwert wie die Automobilindustrie erhalten. Um so

dringender sei es daher, verstärkt international tätig zu werden, was

gegenwärtig durch die bestehende Rechtslage nur begrenzt möglich sei.

Die notwendigen politischen Weichenstellungen zur Privatisierung der Telekom müßten daher noch in diesem Jahr gestellt werden.