Die Zukunft von ERP/Alles unter Kontrolle

Richtig zur Mysap Business Suite migrieren

28.02.2003
Der Wechsel von R/3, einer auf den Unternehmensradius begrenzten ERP-Lösung, zur Mysap Business Suite mit anderer Grundtechnik steht für viele SAP-Anwender an. Ein kontrollierter Migrationsweg sollte garantieren, dass das teure Projekt nicht aus dem Ruder läuft. Von Hadi Stiel*

Knapp 7000 SAP-Anwenderfirmen gibt es in Westeuropa. Bei den meisten bildet noch das ERP-System R/3 das Herz der Informationsverarbeitung und Kommunikation. Viele wollen alles auf die Mysap Business Suite mit der darunter liegenden Anwendungsintegrationsplattform "Netweaver" wechseln, um ihre Unternehmenslösung zu einer umfassenden Marktplatzlösung auszubauen. Angestrebt werden collaborati-ves SCM (Supply-Chain-Management), CRM (Customer-Relationship-Management), SRM (Supplier-Relationship-Management) und BIM (Business-Information-Management).

Zwei Etappen stehen bevor:

- Erweiterung der ERP-Lösung, um darin über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ausgesuchte Lieferanten und Geschäftspartner auf einem begrenzten Marktplatz zusammenzubringen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Etablierung eines Data-Warehouse-Verbundes (Teil von Netweaver), um darüber künftig Anwendungen wie collaboratives SCM, CRM, SRM und BIM mit Daten zu füttern.

- Collaboratives ERP-Processing im Rahmen eines umfassenden Marktplatzes, in den alle wichtigen Lieferanten und Geschäftspartner einbezogen sind.

Beide Etappen sind sehr komplex und sollten über eine umfassende Risikokontrolle gemeistert werden. Die wirtschaftliche Situation macht zusätzlich Druck auf die SAP-Anwender, ihr Vorhaben von vornherein in den Griff zu bekommen - oder gegebenenfalls über die Folgejahre Millionen zu versenken. Erst wenn die installierte ERP-Lösung komplett unter automatischer Kontrolle ist, sollte die nächste Etappe angegangen werden. Dazu müssen erst einmal alle Schwächen innerhalb des bestehenden Kontrollsystems aufgedeckt sowie die Integrität und Korrektheit der beteiligten Datenbestände sichergestellt werden.

Ein integres ERP-System bildet die solide Basis für die Absolvierung der Etappe "begrenzter elektronischer Marktplatz" mit wenigen, ausgesuchten Verbindungen zu Lieferanten und Geschäftspartnern. Innerhalb dieses überschaubaren E-Business-Aktionsradius spielt der Data-Warehouse-Verbund als Informationsdrehscheibe eine zentrale Rolle. Ihm sollte deshalb in dieser Phase vorrangig das Augenmerk gelten.

Eine breite Recherche

Um diesen Verbund umzusetzen, ist eine Risikokontroll-Matrix notwendig; sie geht potenziellen Prozessrisiken auf den Grund. Dafür müssen fünf Aspekte durchleuchtet werden: Infrastruktur, Verfügbarkeit, Relevanz, Integrität und Erreichbarkeit der Daten. Diese breite Recherche ist gesondert für die Phasen Entwicklungs-, Test- und Produktivsystem nötig. Eine solche Matrix enthüllt, welche Bedeutung die einzelnen Risiken für das Unternehmen haben, welche beseitigt und welche toleriert werden sollten.

Die zweite Migrationsetappe, über Mysap Business Suite integrierte Collaborationsprozesse zu schaffen, die die Aktivitäten aller wichtigen Lieferanten und Geschäftspartner einbezieht, markiert den komplexesten Projektschritt. Entsprechend leistungsfähig muss das Vorgehensmodell sein, um trotz umfassendem Aktionsradius und komplexer operativer Wechselbeziehungen diese Lösung innerhalb des anvisierten Zeit- und Budgetrahmens auf den Weg zu bringen. Auch hier hilft eine Matrix weiter. Sie muss dazu in der Lage sein:

-die Geschäftsinformationen, -ereignisse und -transaktionen auf Einsatzfähigkeit, Aktualität und Vollständigkeit sowie ihre Wechselbeziehungen zu prüfen,

-Dateneingabe und -veränderung sowie Datentransfer und Konvertierung für die collaborativen Prozesse detailliert zu verfolgen,

-die Qualität von Berichten verlässlich nachzuvollziehen.

So werden die zu bewältigenden Aufgaben, die damit verbundenen Zuständigkeiten sowie die Risiken erkennbar, können umgangen, verringert oder, falls für die collaborativen Prozesse weniger relevant, gegebenenfalls mit Blick auf die Kosten toleriert werden. Der Lohn dieser Vorgehensweise: Projektaufwand, -laufzeit und -risiken halten sich in Grenzen.

Darüber hinaus schlägt der SAP-Anwender zwei Fliegen mit einer Klappe. Bereits in einer frühen Phase kristallisieren sich die Geschäftsvorfälle, -informationen und -transaktionen heraus, die gemeinsam mit Partnern und Lieferanten vorbereitet beziehungsweise bereitsgestellt werden müssen. Das schließt klar definierte Übergabe-Schnittstellen für alle collaborativen Prozesse und die in sie zu übertragenden Daten ein. So kann Zug um Zug und ohne große Risiken die Mysap Business Suite zu einem umfassenden Marktplatz ausgebaut werden. Über ihn lassen sich dann collaborative Anwendungen wie SCM, CRM, SRM und BIM abwickeln.

Allerdings können sich die Unternehmen Zeit lassen. Collaborative Anwendungen, die auf Netweaver aufsetzen, werden erst Zug um Zug vom Walldorfer Hersteller bereitgestellt werden. (bi)

*Hadi Stiel ist freier Journalist in Bad Camberg.

Angeklickt

- Mittels Risikokontroll-Matrix werden Prozessrisiken erkennbar.

- Zug um Zug und ohne große Risiken kann die Mysap Business Suite zu einem umfassenden Marktplatz ausgebaut werden.

- Über ihn lassen sich dann collaborative Anwendungen wie SCM, CRM, SRM und BIM abwickeln.

Abb: Die Unternehmenslösung zur umfassenden Marktplatzlösung ausbauen

Der Ausbau zur Marktplatzlösung mit SCM, CRM, SRM und BIM etc. kann in zwei Etappen erfolgen. Beide sollten nicht ohne Risikokontrolle abgewickelt werden, um die Kosten von vornherein im Griff zu behalten. Quelle: SAP