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Richter nimmt US-Innenministerium erneut vom Netz

16.03.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein amerikanischer Bundesrichter hat gestern zum dritten Mal verfügt, dass das US-Innenministerium (bis auf wenige Notfallsysteme) vom Internet getrennt wird. Anders als zuvor angeordnet bestünden noch immer gravierende Sicherheitsprobleme, die Millionen von Dollar aus dem Besitz der indianischen Urbevölkerung gefährdeten, befand District Judge Royce Lambert.

Hintergrund ist ein seit 1996 anhängiger Rechtsstreit zwischen dem Interior Deparment und den Indianern. Das Ministerium verwaltet seit Erlassen eines diesbezüglichen Gesetzes aus dem Jahre 1887 "treuhänderisch" für die Indianer Einkünfte aus der Nutzung von deren Ländereien (beispielsweise für die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen oder Schürfrechte). Von diesen Geldern haben die Indianer bislang wenig gehabt, große Teile davon wurden veruntreut, gestohlen oder niemals einkassiert. 1996 wurde deswegen im Namen von 300.000 Indianern eine Sammelklage eingereicht. Das Ministerium vertritt die Ansicht, man schulde den Indianern nur einige Millionen Dollar, die Kläger gehen dagegen von zweistelligen Milliardensummen aus.

Richter Lamberth hatte das Ministerium im Jahr 2001 erstmals vom Netz genommen, nachdem der Experte Alan Balaran ermittelt hatte, dass selbst Amateur-Hacker sich kinderleicht Zugriff auf die Umsatzdaten der Indianer-Lizenzeinnahmen verschaffen könnten. Eine zweite, kleinere Abschaltung ordnete Lamberth im vergangenen Juni an. (tc)