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RIAA will härter gegen Fileswapper vorgehen

26.06.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Dachverband der amerikanischen Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) hat ein deutlich schärferes Vorgehen gegen private Dateitauscher angekündigt als bisher. Beginnend mit dem heutigen Tag will die RIAA in populären Tauschbörsen Daten sammeln und Schadenersatz- sowie Unterlassungsklagen gegen Nutzer anstrengen, die eine "beträchtliche" Anzahl Titel über Peer-to-peer-Services anbieten.

Im Rahmen der zunächst auf die USA fokussierten Aktion sollen bereits in acht bis zehn Wochen die ersten von möglicherweise Tausenden von Klagen angestrengt werden. Die RIAA will laut President Cary Sherman die potenziellen Beklagten nicht vorab verwarnen oder per einstweiliger Verfügung zu stoppen versuchen. Sollte ein Beschuldigter allerdings glaubhaft nachweisen können, dass er zu Unrecht ins Visier geraten sei, "dann werden wir das rasch adressieren", so Sherman.

Verschiedene populäre Musiker erklärten öffentlich ihre Unterstützung für die Aktion, darunter Missy Elliott, Shakira, Peter Gabriel, Sheryl Crow und Anastacia. Mary J. Blige erklärte beispielsweise: "Wenn man etwas kreiert und jemand nimmt sich das ohne Erlaubnis, dann ist das Diebstahl. Das mag hart klingen, aber es ist wahr." Songwriter Lamont Dozier ergänzt: "Die Online-Musikpiraterie durch illegales Filesharing zerstört das Geschäft wie wir es heute kennen. Leute wie ich können keine Lieder mehr schreiben. wenn wir davon nicht mehr leben können."

Seit langem vertritt die Musikindustrie offiziell die Meinung, dass Internet-Tauschbörsen maßgeblich für ihre Umsatzrückgänge der letzten Jahre verantwortlich seien. Kritiker entgegnen dem unter anderem, dass CDs viel zu teuer verkauft würden und außerdem die Qualität und auch Quantität insbesondere des von den großen Majors veröffentlichten Materials immer weiter nachlasse. Recht hat in Industrie aber definitiv mit der Ansicht, dass es inzwischen jede Menge legaler Möglichkeiten gebe, sich online Musik zu besorgen. Jüngstes Beispiel ist Apples "iTunes Music Store", wo jeder von mehr als 200.000 Einzeltiteln für 99 US-Cent und ganze Alben für knapp zehn Dollar zu haben sind (allerdings nur für Besitzer einer Kreditkarte mit US-Rechnungsadresse).

Auch Filmtauschern droht Unbill

Die Filmindustrie hat sich im Vergleich zur Musikbranche bis dato beim Thema Dateitausch eher zurückgehalten, legt jetzt aber offenbar auch härtere Bandagen an. Nach einer Anklage von Universal und einer darauf folgenden FBI-Ermittlung bekannte sich aus Kerry Gonzales New Jersey schuldig, eine Vorabversion des Streifens "The Hulk" vor dessen offiziellem Kinostart am 20. Juni über das Netz verbreitet zu haben. Der 25-Jährige hatte das Band von einem Kumpel aus einer Werbeagentur erhalten, die an der Kampagne für den Film arbeitete. Universal konnte ihn anhand eines Sicherheitsmerkmals identifizieren, das er nicht vollständig entfernt hatte.

Das Urteil gegen Gonzalez wird im kommenden September gesprochen. Ihm drohen drei Jahre Gefängnis sowie entweder 250.000 Dollar Geldstrafe oder das Zweifache des erzielten Gewinns/entstandenen Schadens. Universal-President Rick Finkelstein erklärte, sein Unternehmen habe sich auch ohne die MPAA (Motion Picture Association of America) zum Alleingang entschlossen. "Wir haben entschieden, dass wir nicht auf einen Konsens über alles warten wollten", sagte Finkelstein und erklärte, er hoffe, andere Studios würden diesem Beispiel rasch folgen. (tc)