Rechner-Parade mit kleinen Lücken:

RGW-Länder treiben EDV-Entwicklung voran

10.08.1979

MOSKAU (vwd) - Die Anlagen der neuen "Rjad-2"-Serie, deren Serienproduktion jetzt aufgenommen werden soll, weisen gegenüber ihren Vorgängern nach sowjetischer Darstellung eine Reihe von Vorzügen auf. Dazu zählen eine dichtere Packung der elektronischen Bauteile, eine verbesserte Struktur der internen Logik der Rechner, eine erhöhte Leistung der Zentraleinheiten, größere Arbeitsspeicher (ein bis zwei MB), bessere Kontroll- und Diagnosemöglichkeiten, Möglichkeiten des Aufbaus von Mehrrechnersystemen.

Die Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung im "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) stand Mitte Juni in Moskau im Mittelpunkt zweier Veranstaltungen, teilte die Bundesstelle für Außenhandelsinformation (BfA), Köln, mit. Auf der ständigen Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft der UdSSR begann eine Schau der neuesten Versionen der im RGW entwickelten Rechnerfamilie ES (Rjad). Außerdem tagte die gemischte Kommission der sozialistischen Länder auf dem Gebiet der Rechentechnik. Mit dieser 20. Sitzung blickten die RGW-Länder gleichzeitig auf eine zehnjährige Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Fertigung eines einheitlichen EDV-Systems zurück.

Auf der Ausstellung werden sechs von sieben Modellen der neuen, zweiten Generation der ES-Familie gezeigt. Die Modelle - in der Reihenfolge zunehmende Leistungsgrößen - haben folgende Typenbezeichnungen (Herstellerland in Klammern): ES-1015 (Ungarn), ES-1025 (CSSR), ES-1035 (UdSSR und Bulgarien), ES-1055 (DDR), ES-1045 (UdSSR) und ES-1060 (UdSSR). Gebaut werden aber auch noch Rechner der ersten Generation mit den Typenbezeichnungen E-1010 (Ungarn), ES-1021 (CSSR), ES-40 (DDR) und ES-50 (UdSSR) sowie deren modernisierte Varianten ES-11, ES-12 (beide Ungarn), ES-1022 (UdSSR und Bulgarien), ES-1032 (Polen) und ES-1033 (UdSSR).

Auf der Ausstellung werden ferner Modelle der Kleinrechnerfamilie SM präsentiert, deren zweite Generation im nächsten Jahr serienmäßig anlaufen soll. EDV-Anlagen werden im RGW in etwa 70 Werken gefertigt. Über 30 Forschungsinstitute sind mit der Entwicklung von Rechnern beschäftigt. Zur Zeit sind angeblich 200 neue EDV-Geräte im RGW in Entwicklung. Zu den sieben Rechnern der Serie Rjad-2 gehören etwa 150 verschiedene Typen von peripheren Geräten, von denen auf der Ausstellung zirka 100 gezeigt werden. Mit der Produktion von peripheren Geräten beschäftigen sich Ungarn (Datensichtgeräte, Datenübertragungskanäle), CSSR (Magnetplatten) und Bulgarien (Magnetbänder).

Bei den Peripherie-Geräten ist, wie es heißt, die Zuverlässigkeit erhöht, das Gerätespektrum erweitert und die Speicherkapazität vergrößert worden. So ist die Kapazität der Magnetplatten von 7,25 MB auf 100 MB angehoben worden. Für die Zwecke der Datenfernverarbeitung stehen über 40 Geräte zur Verfügung. Außerdem ist mit den neuen Anlagen Timesharing-Betrieb mit bis zu 80 Teilnehmern möglich. Die Leistungssteigerung der Zentraleinheiten drückt sich nach sowjetischer Auffassung vor allem in der Beschleunigung der internen Verarbeitungsgeschwindigkeit der Computer aus, die bei den neuen Modellen bis zum Zehnfachen über den Rechnern der Rjad-1-Generation liegt. Die maximale Rechengeschwindigkeit bei den Modellen der Serie Rjad-2 soll fünf Millionen Operationen pro Sekunde erreichen. Als stärkster Universalrechner des RGW ist auf der Ausstellung aber erst ein System von Doppelprozessoren zu sehen, dessen Verarbeitungsgeschwindigkeit angeblich zwei Millionen Operationen pro Sekunde beträgt.