100 Lieferanten müssen ihre Verpackungen "taggen"

RFID: Metro folgt Wal-Mart-Beispiel

16.01.2004
MÜNCHEN (qua) - Mit Hilfe der Radiofrequenztechnik will die Metro AG ihre Supply-Chain-Prozesse straffen. Wie schon der Mitbewerber Wal-Mart kündigte der Handelskonzern jetzt an, seine 100 wichtigsten Lieferanten auf ein breit angelegtes RFID-Projekt zu verpflichten. Verbraucherängsten will er mit einem "De-Activator" begegnen.

Analysten wie Gartner und IDC halten das Thema Radio Frequency Identification (RFID) derzeit noch für überbewertet. Doch die Handelsbranche nimmt es bereits sehr ernst. Zur Avantgarde zählt neben dem US-amerikanischen Handelsriesen Wal-Mart vor allem die in Düsseldorf heimische Metro Group.

Die Testläufe im niederrheinischen "Future Store" (www.computerwoche.de/go/80112089) sowie im Kaufhof-Lager Neuss-Norf (www.computerwoche.de/go/80112677) haben die Erwartungen des Metro-Managements offenbar erfüllt. Wie der Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Körber auf der "NRF Retail Conference" in New York bekannt gab, will die Handelsgruppe die RFID-Technik künftig auf breiter Front nutzen.

Ab November dieses Jahres sollen zunächst 100 Lieferanten ihre für zehn ausgewählte Metro-Zentrallager sowie 250 inländische Niederlassungen der Vertriebslinien Metro Cash & Carry, Real, Extra und Galeria Kaufhof bestimmten Paletten und Transportverpackungen mit den Funketiketten ausstatten. Sie repräsentieren etwa zwei Drittel des Einkaufsvolumens. Um sie bei der technischen Umsetzung zu unterstützen, plant Metro ein Testlabor einzurichten. Bis Ende 2007 will der Konzern den RFID-Einsatz auf alle seine 800 Lager ausweiten.

Künftig sollen die elektronischen Etiketten die Ware auf ihrem Weg durch die gesamte Prozesskette begleiten. Allerdings werden sie nach dem derzeitigen Stand der Planung lediglich die Transportverpackungen kennzeichnen, also nur an den Laderampen und in den Lagern ausgelesen. Anders als im "Praxislabor" des Future Store sollen in dem jetzt angekündigten Großprojekt keine Einzelprodukte mit den "Tags" versehen werden. Dagegen spricht unter anderem der Preis der Chips, der nach Metro-Schätzungen derzeit bei 30 bis 50 Cent liegt.

Zudem sehen sich die RFID-Protagonisten mit Bedenken von Verbraucherseite konfrontiert. Eine flächendeckende Einführung hätte den "gläsernen Kunden" zur Folge, warnen Chaos Computer Club und VerbraucherschutzOrganisationen. Um die Kundschaft zu beruhigen, haben die IT-Experten der Metro Group ein De-Activator genanntes Gerät entwickelt, das zunächst im Rheinberger Future Store getestet wird: Geht der Kunde daran vorbei, löscht es alle auf den RFID-Tags gespeicherten Informationen.

Gemeinsam für EPC

An der von Metro ins Leben gerufenen Future-Store-Initiative beteiligen sich bereits mehr als 40 IT-Anbieter - darunter IBM, Intel, SAP und neuerdings Microsoft. Intel gehört auch zu den Gründungsmitgliedern einer europäischen Arbeitsgruppe, in die neben der Metro Group auch die Handelskonzerne Carrefour und Tesco ihre Kompetenz und Marktmacht einbringen. Ziel der Kooperation ist die Forcierung des Kennzeichnungs-Standards Electronic Product Code (EPC).