RFID: IT meets Reality

04.01.2005
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Ob Dinge eine Seele haben - darum mögen sich die Philosophen mit den Physikern balgen. Unstrittig hingegen ist, dass viele Dinge demnächst eine eigene Homepage haben werden - na ja, zumindest eine Web-Adresse. Dort gibt es selbstverständlich keine Fotos vom Urlaub in Kroatien und keinen Link zum Lieblings-Fußballclub, sondern vielmehr präzise Daten zu Serien- und Artikelnummer, zum vorgesehenen Fertigungs- und Distributionsweg sowie zum aktuellen Standort und Zustand.
Karin Quack
Karin Quack

Mit solchen Informationen lässt sich eine Lieferkette ohne blinde Flecken überschauen; ihren Zweck erfüllen sie aber nur, wenn sie wirklich aktuell sind. Und deshalb muss der Faktor ausgeschaltet werden, der im Allgemeinen für den Zeitverzug verantwortlich ist: der Mensch. Die Dinge haben vielleicht keine Seele, aber sie brauchen eine Sprache, um ohne menschlichen Übersetzer kommunizieren zu können.

Diese Sprache ist gefunden. Sie heißt Radio Frequency Identification, kurz RFID, vulgo: die eigene Existenz unter Beweis stellen durch das Aussenden eines Funksignals. Sicher, das ist stark vereinfacht, aber es trifft den Kern der Sache. Ein RFID-Chip ähnelt einem Baby, das pausenlos schreit, um sich bemerkbar zu machen - und nicht einmal damit aufhört, wenn es Nahrung oder frische Windeln bekommen hat.

Was soll dann der ganze Hype? Kongresse und Seminare zu RFID-Inhalten sind schneller ausverkauft als Weltmeisterschafts-Endspiele, Nachrichten über neue Anwendungsszenarien erreichen die Redaktion im Wochenrhythmus, und die daraus entstehenden Artikel erzielen höchste Aufmerksamkeitswerte. Abgesehen von Banken und Versicherungen hat derzeit so ziemlich jedes Unternehmen das Thema auf seiner IT-Agenda.