RFID gehört die Zukunft

07.11.2006
Einer Studie der Deutsche Bank Research zufolge steht der Funktechnik RFID ein großer Markt offen. Die Arbeit mit dem Titel „RFID-Funkchips - Zukunftstechnologie in aller Munde“ vom Januar dieses Jahres will belegen, warum das so ist, - sie schildert aber auch, was es bei RFID zu beachten gilt.

RFID-Systeme werden der Studie von Deutsche Bank Research zufolge weiter rasant an Bedeutung gewinnen. Dies gelte insbesondere dort, wo die kleinen Funkchips zur Steuerung der Prozesse innerhalb der Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Die Marktforscher rechnen damit, dass der weltweite Markt für RFID-Systeme zwischen 2004 und 2010 von 1,5 Milliarden Euro auf 22 Milliarden Euro anwachsen wird. Das entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 57 Prozent jährlich. Im gleichen Zeitraum würde sich der RFID-Markt in der Europäischen Union demnach von 0,4 Milliarden Euro auf vier Milliarden Euro vergrößern. Das entspricht einem Plus von 47 Prozent.

Vor allem in der Prozesssteuerung und Lagerhaltung würden RFID-Projekte in Zukunft mit großem Nutzen und hohen Effizienzgewinnen durchgeführt. Das Marktforschungsinstitut Soreon Research rechnet für den Einzelhandel positive Effekte vor. Kunden müssten dann wegen des effizienteren Bestellwesens mit RFID nur noch selten vor ausverkauften Regalen stehen. Bei einer Ersparnis- und Ertrags-Analyse entfallen 45 Prozent auf den Posten vermiedene Out-of-Stock, 36 Prozent auf vermiedene Diebstähle und 18 Prozent auf effizienter organisierte Unternehmensprozesse.

Die Liste der Einsatzfelder ist laut Studie ebenfalls recht eindrucksvoll:

  • Das New Yorker Jacobi Medical Center stattet seine Patienten mit RFID-Armbändern aus. Durch die gespeicherten medizinischen Daten sollen die Menschen effizienter versorgt werden.

  • DaimlerChrysler bietet einen Kindersitz mit Funkchip an. Er steuert den Luftdruck des Airbags und schützt die Kleinkinder dadurch vor Verletzungen

  • Das österreichische Maut-System nutzt Plaketten mit integriertem Funkchip.

  • Seit 2004 tragen die Schüler einer Tokioter Grundschule Funkchips am Ranzen, die das Eintreffen der Kinder melden.

  • Im dänischen Legoland erhalten Kinder ein RFID-Armband. Mit diesem Armband kann die Parkleitung vermisste Kinder auffinden.

  • Die FIFA-Tickets für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 trugen einen Funkchip. Die Organisatoren hofften, über diese Maßnahme Diebstahl, Fälschungen und den Handel von Tickets auf dem Schwarzmarkt einzudämmen.

  • Der ChampionChip des gleichnamigen niederländischen Elektronik-Unternehmens hat sich seit den 1990er Jahren bei Laufveranstaltungen etabliert.

  • Die Diskothek Baja Beach Club in Barcelona nutzt Funkchips als Clubkarte an der Kasse. Clubmitglieder lassen sich dazu den Funkchip injizieren.

  • Im Kölner Neptunbad dient der Funkchip den Kunden zugleich als Mitgliedsausweis, Spindschlüssel, Zugangskarte und Bezahlsystem.

Trotz der Vielfalt an vorhanden Chips bestimmten fünf Faktoren den Erfolg beim Einsatz, so die Studie: die Verarbeitungsgeschwindigkeit, die Fehlerhäufigkeit beim Auslesen, die Berücksichtigung von Datenschutz und Privatsphäre, der Fortschritt bei der Standardisierung und die Investitionskosten.

Im Einzelnen: Der Erfolg der Chips hängt natürlich von den Preisen für die Chips ab. Doch da der technische Fortschritt hier beständig für einen massiven Preisverfall sorgen wird, sind weiter sinkende Kosten für die Tags sehr wahrscheinlich. Die zunehmende Standardisierung eröffnet zusätzliche neue Möglichkeiten. Die Vertreter von EPCglobal bemühen sich um eine Verständigung über das Datenformat der Software, die Funkleistung und den Frequenzbereich der Transponder.

Neben Datenschutzaspekten müsse auch die Möglichkeit von Sabotage in die Überlegungen einbezogen werden. Die Deaktivierbarkeit von RFID-Transpondern kann nämlich dazu führen, dass das Verfallsdatum verderblicher Ware nachträglich manipuliert wird. Ein Saboteur könnte Produkte also quasi virtuell „verderben“ oder verstellen.

Auftretende Lesefehler beim parallelen Auslesen der Chips erschweren deren Einsatz. Vor allem im Zusammenhang mit Metallen und Flüssigkeiten erhöhen sich dadurch die Lesefehler. Bei der Anbindung an die Schnittstellen der ERP-Systeme kommt es manchmal ebenfalls zu Problemen, da die zu verarbeitenden Datensätze bei RFID sehr groß sind, Aber auch hier werde mit Hochdruck an praktikablen Lösungen gearbeitet.

Autor Stefan Heng von Deutsche Bank Research

Das Fazit des Research Papers lautet: RFID stehe für ein umfassendes Strukturkonzept in allen Wirtschaftsbereichen, der weit über einem Wechsel weg vom Strichcode hin zu RFID hinaus reiche. Erfolgreiche RFID-Projekte seien jedoch nicht als preisgünstige Standardlösungen zu haben, sondern müssten immer für den jeweiligen Einsatzbereich konfiguriert werden. Insgesamt sei die Zukunftstechnologie RFID aber längst in der Gegenwart angekommen. Bei dem vorhandenen großen Potenzial seien die Funkchips „vollkommen zu Recht in aller Munde“, urteilt der Verfasser Stefan Heng.

Studie: Deutsche Bank Research: RFID-Funkchips - Zukunftstechnologie in aller Munde, Nr. 55 vom 24. Januar 2006.