RFID-Chips sind nicht sicher

13.03.2008
Die niederländische Regierung schlägt Alarm: Drei Forscher haben fast zeitgleich die Mifare-Chiptechnik von NXP geknackt, die auf rund einer Milliarde Kunden- und Zugangskarten weltweit zum Einsatz kommt.

Nach den Ergebnissen der Forschungen von Karsten Nohl und Henryk Plötz, die an der Universität Virginia studieren, können Kriminelle leicht identische Kopien der RFID-Chips (Radio Frequency Identification) erstellen und sich so beispielsweise Zugang zu entsprechend geschützten Gebäuden verschaffen. Die Wissenschaftler hatten bereits im Dezember auf dem Jahreskongress des Chaos Computer Clubs in Berlin darauf hingewiesen, dass sich der von Hersteller NXP verwendete Verschlüsselungs-Algorithmus umgehen lässt. Auf eine öffentliche Demonstration hatten Nohl und Plötz bislang verzichtet. Bart Jacobs, Professor für Informationssicherheit an der Universität Nijmegen, führte indes vergangene Woche vor, wie sich die Chipkartentechnik entschlüsseln und missbrauchen lässt. Ein Video der Demonstration ist auf der Website der Universität abrufbar (http://www.ru.nl/veiligheid-toegangspassen/). Jacobs unterrichtete die niederländischen Behörden von seinen Erkenntnissen. Innenminister Guusje ter Horst forderte das Parlament in einem Schreiben auf, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von RFID-Chips zu gewährleisten.

NXP Semiconductors, ein 2006 aus der Halbleitersparte von Philips ausgegliedertes Unternehmen, hat seine Chips unter anderem in die USA und nach Großbritannien verkauft. Dort werden sie in Ballungszentren wie London und Boston zur drahtlosen Abwicklung von Bezahlvorgängen im öffentlichen Personennahverkehr verwendet. Die RFID-Chips sind auf Scheckkarten aufgebracht und dienen der kontaktlosen Fahrgastidentifizierung in den Bahnhöfen. In den Niederlanden selbst kommen die Chips auf den Mitarbeiterausweisen vieler Behörden und Unternehmen zum Einsatz. Die Zugänge zu rund zwei Millionen Bürogebäuden sind mit RFID-Technik von NXP ausgestattet. (Simon Hülsbömer)