NFC im Handy als Vorreiter

RFID-Chip unterm Fell - total normal

01.07.2014
Von Nikolai Zotow

RFID in Brust-Implantaten

Anlass dazu war der Skandal um mangelhafte Brustimplantate. Damals bescheinigte der TÜV Rheinland in einem Zertifizierungsverfahren die Unbedenklichkeit der Implantate des Herstellers PIP. Der Hersteller hat allerdings für seine Produkte nicht das dafür notwendige Spezialsilikon, sondern das billigere Industriesilikon verwendet. Die Silikonkissen reißen schneller und können innere Entzündungen hervorrufen. Hiervon waren allein in Deutschland über 5000 Frauen betroffen. Hunderttausende dieser fehlerhaften Prothesen hat PIP in Umlauf gebracht. Manchmal lässt sich leider nur durch einen chirurgischen Eingriff feststellen, ob eine Patientin davon betroffen ist.

Presseberichten zufolge überlegt die EU-Kommission eine Einführung der Kennzeichnung von Implantaten mittels eines Chips. Diese hätte den Vorteil, dass über ein datenbankgestütztes Registriernummernsystem Informationen über im Körper befindliche Fremdstoffe ohne Weiteres mit einem Lesegerät feststellbar sind - selbst dann, wenn, wie im Falle einer Unfallbehandlung, die Patientendaten nicht zur Verfügung stehen. Hier ist die ebenfalls in Florida ansässige Firma VeriTeQ involviert, die die entsprechende Technologie anbietet.

Passive Chips bei Haustieren

Mittlerweile gehört das Implantieren von subkutanen Chips bei Haustieren zum Alltag. Die reiskorngroßen Chips sind gut verträglich und wandern in aller Regel nicht durch den Körper, sodass hier auch keine Gefahr für die Gesundheit des Vierbeiners besteht. Die Prozessoren werden bereits seit einigen Jahren in Tiere eingepflanzt und dienen hauptsächlich der Identifikation des Trägers. Hier arbeitet man mit gewebeverträglichen Glas- oder Plastikhüllen, die einen passiven RFID-Chip und eine Antennenspule enthalten. Diese geben ihre Informationen im Induktionsfeld eines Lesegerätes preis.

Es gibt je nach Tierart unterschiedliche Größen. Von den gängigen Abmessungen beispielsweise für Hunde und Katzen mit einer Länge von 11,1 bis 13,9 Millimetern bei einem Durchmesser von 2,05 bis 2,2 Millimetern gibt es für kleinere Tiere wie die teuren Kois auch kleinere Chips mit einer Abmessung von 8,5 mal 1,35 Millimetern. Sie enthalten typischerweise eine fest eingespeicherte Kennnummer. Diese 15-stellige Nummer ist einmalig und ermöglicht eine weltweit einzigartige Identifikation des ihn tragendes Tieres.

Chip-Einsatz beim Haustier-Registrierservice.
Chip-Einsatz beim Haustier-Registrierservice.
Foto: cio.de

Für die leichtere Identifizierung entlaufener Tiere bietet Tasso eine Haustierdatenbank an. Der eingetragene Verein kann anhand einer Seriennummer die vermissten Tiere schnell ihren Besitzern zurückgeben. Ist der Vierbeiner einmal entlaufen, kann sein implantierter Chip mittels eines kontaktlosen Lesegerätes ausgewertet werden. Die Seriennummer wird an einen Dienst wie Tasso übermittelt. Wenn der Halter sein Tier dort angemeldet hat, bekommt der Finder Adresse und Namen des Besitzers. Für den Datenschutz ist also gesorgt, denn der subkutane Chip selbst enthält keine weiteren Daten außer der 15-stelligen Nummer nach ISO-Standard.

Tasso bietet seinen Dienst bereits seit 32 Jahren an und hat derzeit 7,1 Millionen Haustiere in seinem Register. Anfangs wurden die Nummern noch tätowiert - die Chips sind aber immer mehr im Kommen. Ein Argument für die technische Plattform ist, dass das fachkundige Injizieren des Transponders beim Tierarzt mit einer Impfung vergleichbar ist, so dem Tier keine unnötigen Schmerzen zufügt und damit schnell durchführbar ist.

Neben der Identifikation können subkutane Chips bei Tieren auch zur Zutrittskontrolle genutzt werden. So sind Katzenklappen, kleine "Türen" für den Stubentiger, mit einem integrierten RFID-Lesegerät im Zoohandel verfügbar. Diese lassen nur die eigene Katze ins Haus und verhindern unliebsamen Besuch fremder Kleintiere. Bei mehreren Katzen im Haushalt kann die Klappe den Zugang nur für die dafür autorisierte Katze freigeben - damit bleiben die reinen Hauskatzen im Haus. Beispiele für Katzen- oder auch Hundeklappen sind die Erzeugnisse der Hersteller SureFlap, Petsafe oder PetPorte.

Krebsgefahr, Datenverlust und Identitätsdiebstahl

Trotz der Datenschutzdiskussion der vergangenen Jahre geht gerade die jüngere Generation recht freigiebig mit ihren personenbezogenen Informationen um. Nach einer von der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen beauftragten Studie geben Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zwölf bis 24 Jahren in weit über der Hälfte der Fälle ungefragt Informationen über Geburtsdatum, Hobbys oder Wohnort preis.

Insgesamt betrachtet sind sowohl subkutane Chips (bei Haustieren) als auch ihre Funktion mittels NFC oder verwandter Technologien auf dem Vormarsch. Inwieweit sich beide Bereiche auch beim Menschen vereinen lassen, wird man bereits in den nächsten Jahren sehen können - zumal auch einige Argumente dagegen sprechen. So ist immer noch nicht abschließend geklärt, ob die reiskorngroßen Transponder gesundheitliche Risiken beim Menschen bergen. Außerdem hat der Hersteller des VeriChip seine Entwicklung eingestellt. Der Chip war leicht zu klonen und barg das Risiko des Identitätsdiebstahls. Es bleibt abzuwarten, ob es hier eine Nachfolgetechnologie gibt, auf die sich sowohl die Kreditwirtschaft (Bezahlfunktion) als auch die staatlichen Behörden (Identitätsnachweis) einigen können.

Zu guter Letzt müssen auch datenschutzrechtliche und Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden. Beispielsweise wären Staatsangehörige bestimmter Staaten wie der USA oder Israel im Getümmel eines Marktes in einer arabischen Stadt mit einem Lesegerät leicht auszumachen - so wüssten Angreifer immer genau, wen sie in ihren Fokus nehmen müssten.