Revidieren, Revoltieren, Revolvieren

15.06.1979

Stets müssen strategische Entscheidungen zwischen den Ecksäulen der vollkommenen Information und der vollkommenen Ignoranz künftiger Entwicklung getroffen werden. Der DV-Kapazitätsplaner kennt das. Und er weiß als erfahrener Mensch, daß in 99,9 von 100 Fällen die effektiven Daten von den erwarteten Daten abweichen. Auch die Methoden des Operations Research liefern letztlich nur Näherungswerte und keine Prognose-Genauigkeit.

Das Bild erinnert an den Fallschirmsprung: Im freien Fall durch die Wolken. Bloß: Dem Fallschirmspringer verbietet das Luftfahrtbundesamt solche Selbstmord-Aktionen, während vom EDV-Bereich das Management jeweils am Tag X eine optimierte "Dienstleistung" fordert und der Hersteller der DV-Hardware zwecks Planungsmöglichkeit heute schon ankündigt, er werde in zwei, drei Jahren ein passendes Produkt haben.

Zwar ist Warten ohnehin die erste Disziplin im Leben eines DV-Menschen. Mancher mag's sogar als fortschrittlichen Zeitvertreib empfinden, in die 4300- oder MAS Il-Warteschlange bei IBM eingereiht zu sein.

Doch warnt nicht der Spötter: Das Ergebnis der Systemanalyse entfernt sich von der Problemlösung mit dem Quadrat der aufgewendeten Untersuchungszeit.

Ernsthaft: Bis zu welchem Zeitpunkt ist "evolutionär gewachsene" Kapazität zurückschraubbar, auch wenn bis zur endgültigen Implementierung Zeit vergeht, weil der Lieferant nicht liefert?

Das Wortspiel sei erlaubt: Weil das Revidieren durchs Revoltieren nicht flutscht, kommt's zum Revolvieren und zur Erkenntnis: Nicht jede DV-lnvestition lohnt den Aufwand, mit dem sie verfochten, eingeführt und betrieben wird.