Hilfe für Venedig

Rettungsprogramm vom Computer

25.06.1976

PADUA - Über 600 historische Gebäude und Hunderte unersetzlicher Bilde, sind seit Jahren in Gefahr - denn in Venedig stieg das Wasser in der letzten Zeit jährlich zwei Millimeter höher. Ob an dem langsamen Versinken der Lagunenstadt die immer heftiger werdenden Wellen der Motorboote, dort Bau eines zehn Meter tiefen Ölkanals, das Abpumpen von Grundwasser oder die Trockenlegung von Sand- und Schlammbänken zur Landgewinnung schuld sind, soll jetzt an einem Modell in der Universität Padua untersucht werden.

Im Herbst wird dort zum erstenmal ein 12 000 Quadratmeter großes Zementmodell geflutet werden, in dem die 55 000 Hektar große Lagune im Maßstab 1:250 nach Marine-Karten nachgebildet ist. Ein Siemens-Prozeßrechner 301 wird Ebbe und Flut simulieren, den Wasserzufluß regulieren und die Meßwerte (Bewegung, Geschwindigkeit und Pegelstand des Wassers) aufnehmen. Der Rechner muß außerdem die verschiedenen, Schleusen steuern, die in das Modell eingebaut sind. Zu ermitteln ist, wie sich die Gezeiten in den einzelnen Kanälen, Kammern und Furchen auswirken und welche Gegenmaßnahmen gegen ein weiteres Absinken Erfolg versprechen. Dabei wird auch überprüft werden, ob die Lagune vom Meer abgesperrt werden sollte: Durch riesige Plastikschläuche beispielsweise - sie ergab eine andere Modellberechnung- könnte der Wasserzufluß vom Meer in die Lagune reguliert werden, Parallel zu den Untersuchungen an Zementmodell experimentiert die Universität Padua noch an einem rein mathematischen Modell der Lagune natürlich mit Computer-Unterstützung.