Web

Restarbeiten im Handy-Werk - Die Hoffnung stirbt zuletzt

03.01.2007
Der Job fällt Elfriede Müller in diesen Tagen schwer.

Die Aufgabe der 52-jährigen ist es, im Kamp-Lintforter Werk von BenQ Mobile Handys in Kartons für den Verkauf einzupacken. Falls nicht doch noch ein Investor einsteigt, sind dies nun wohl die letzten Handys eines deutschen Herstellers. "Am liebsten hätte ich das nicht gemacht", schilderte sie am Dienstag beim Betreten des niederrheinischen Werkes. Wenige Stunden zuvor hatte das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Pleite von BenQ Mobile ist damit offiziell, der Betrieb wird weitgehend eingestellt.

Was bleibt sind Restarbeiten, eine Auffanggesellschaft und ein Funke Hoffnung. "Man muss halt da durch ­ noch ein Monat volles Gehalt und Prämie, dann Auffanggesellschaft. Ist schon ein komisches Gefühl", meint Hennig Hülsmann, der wie Elfriede Müller noch im Werk tätig ist. Andere stehen an dem bitteren Tag vor den Toren, um ihre Arbeit demonstrativ anzubieten. Etwa 20 Mitarbeiter kamen zusammen, die gegen den früheren Besitzer Siemens klagen wollen, "weil Siemens uns nicht umfassend über die Bedingungen des Betriebsüberganges informiert hat", erklärt Betriebsratsmitglied Michael Gerber.

Im Solidaritätszelt, das seit Monaten auf die schwierige Situation aufmerksam macht, versammelte sich ein anderer Teil der Belegschaft. Diese Kollegen waren nicht über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens überrascht. "Es ist nicht anders als vor drei Tagen. Mir war klar, dass ich in die Transfergesellschaft gehe", schilderte Silvia Richter. So wie die 36-Jährige haben nach Informationen von Gerber 97 Prozent der Kamp-Lintforter Belegschaft den Weg in die Transfergesellschaft gewählt. Auch vage Hoffnung auf einen Investor gibt es noch: "Da muss Fleisch am Knochen sein und der muss was anbieten können ­ ne Halbjahresnullnummer bringt nix", betont die Frau.

Gerber und seine Mitstreiter machten sich am Dienstag auf den Weg zu Siemens nach Duisburg. Fast zwei Stunden warten die Kläger nach eigenen Angaben auf jemanden von der Personalabteilung. "Wir haben jetzt am Mittwoch um 9 Uhr ein Gespräch mit dem Personalchef von Siemens Duisburg ­ die wollten sich nicht die Blöße geben", meint Gerber. Er rechnet mit mindestens 40 Klägern aus Kamp-Lintfort. "Wir wollen kein Geld und keine Abfindung, sondern einen Job", sagt Yigit Hajat. Die Transfergesellschaft sei für sie keine Alternative: "Der Vertrag beinhaltet das Risiko, dass die uns in zwei Wochen kündigen. Und wir müssten auf alle unsere Rechte verzichten", betont sie.

Gesamtbetriebsrat Michael Leucker zeigte sich trotz der bislang ergebnislosen Investorensuche zuversichtlich: "Wir haben da noch gestern Abend mit denen telefoniert, da kommt was", meinte der Arbeitnehmervertreter, ohne konkrete Namen zu nennen. Zumindest eine Investorengruppe habe noch Interesse. Die Blicke richten sich wieder nach München zu Insolvenzverwalter Martin Prager, der an diesem Mittwoch neue Informationen geben will. Seine Worte sollen nach Möglichkeit auch in das Solidaritätszelt, das nur wenige Meter vom Haupteingang des Werkes in Kamp-Lintfort entfernt steht, übertragen werden. (dpa/tc)