Die Software-Industrie klagt an

Reseller schädigen den Unix-Markt mit Raubkopien

07.12.1990

LONDON (CW) - Softwareräuber machen der Industrie das Leben schwerer denn je. Führende Anbieter von Unix-Produkten, wie Datenbankhersteller Informix, Bürosoftware-Anbieter Uniplex oder die PC-Unix-Hersteller Interactive und Santa Cruz Operation (SCO), gehen davon aus, daß allein in Großbritannien etwa 50 Prozent sämtlicher Installationen illegal sind.

"Auf jede Software, die wir derzeit legal verkaufen, kommt durchschnittlich eine illegale Installation", ereifert sich der englische SCO-Manager Lars Turndal gegenüber dem Branchen-Informationsdienst "Computergram". Kriminell handeln nach seiner Ansicht nicht etwa die Anwender oder die Verwalter von Management-Informationssystemen, sondern in erster Linie die Verkäufer der Raubkopien.

"Das Problem konzentriert sich auf eine Minderheit unter den Resellern", bestätigt auch Informix-Manager Malcolm Padina. Nach seinen Ausführungen kopieren die Einzelhändler immer wieder die von ihnen gekaufte Software auf die Systeme ihrer Kunden. Dieses Verhalten sei nicht nur illegal, es bringe den Anwender darüber hinaus um einen angemessenen Support der erworbenen Produkte und mache außerdem die Re-Installation von Software im Falle einer Neukonfiguration unmöglich.

Im Vergleich zum europäischen Festland ist das Problem mit Raubkopien in Großbritannien noch relativ harmlos, wie Interactives Europa-Manager Doug Miller konstatiert. Vor allem in den ehemaligen Ostblockstaaten gebe es eine riesige Menge illegaler Software-Installationen.

Aber auch im Westen scheint die Situation nicht überall besser zu sein: Ein italienischer Interactive-Händler geht davon aus, daß allein in Italien auf jeden legalen Unix-Verkauf fünf bis zehn unrechtmäßige Installationen kommen.