Das DSL-Geschäft war bislang in Deutschland eine einseitige Sache. Klammert man einige Stadtnetzbetreiber und Regional-Carrier mit eigenen Netzen aus, sah das Business-Modell folgendermaßen aus: Der Kunde erhielt den physikalischen DSL-Anschluss von der Telekom und bezog den eigentlichen Internet-Zugang von einem Internet-Service-Provider (ISP) wie T-Online oder AOL.
DSL aus einer Hand
Seit der Regulierer die Telekom dazu verpflichtet hat, DSL-Anschlüsse auch als Resale-Angebote zu vermarkten, wandelt sich der deutsche Markt. Unternehmen wie United Internet oder Tiscali schnüren nun DSL-Angebote, bei denen der Kunde DSL-Anschluss und Internet-Zugang aus einer Hand erhält. Wie attraktiv die Resale-Offerte ist, zeigt das Beispiel Arcor: Der Carrier, der seinen Kunden bislang DSL in Verbindung mit einem Arcor-Telefonanschluss verkaufte, gewinnt bereits 50 Prozent seiner DSL-Neukunden im Resale-Geschäft. Mit AOL und Freenet stehen zudem zwei weitere große ISPs in den Startlöchern.
Viele Analysten begrüßen diese Entwicklung. In ihren Augen hinkt Deutschland im europäischen Vergleich aufgrund des faktischen DSL-Monopols der Telekom bei der Verbreitung von breitbandigen Internet-Anschlüssen hinterher. Mit den Resale-Angeboten hätten nun auch andere Provider eine Chance.
Die Telekom dürfte die neueste Entwicklung mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehen. Lachend, weil sie an jedem neuen DSL-Kunden der Konkurrenz mitverdient. Im Rahmen der Resale-Angebote müssen die Anbieter nämlich zwischen 85 und 89 Prozent des Anschlusspreises an die Telekom abführen. Zudem kassiert der Bonner Carrier für jedes übertragene Gigabyte zwischen ein und zwei Euro. Weinen dürfte dagegen die Telekom-Tochter T-Online, für die sich der Wettbewerb verschärft. So erwarten Analysten, dass ihr Marktanteil bei den DSL-Zugängen von 68 Prozent im letzten Jahr auf 40 Prozent im Jahr 2008 fällt. Die Branche wartet deshalb bereits mit Spannung darauf, wie der Provider auf diese Entwicklung reagieren wird. (hi)