Schleupen ermittelt sich als Spitzenreiter im neuen Isis-Katalog:

Rentabilitätsgrenze: 50 Stück

22.08.1980

ETTLINGEN/MÜNCHEN (to) - Für kommerzielle und branchenspezifische Aufgaben Standardprogramme als Billiglösung einzusetzen, entpuppt sich in den meisten Fällen als Investition in eine Fata Morgana. Leo Schleupen, Gesellschafter des gleichnamigen Soitwarehauses gibt in einer in seinem Hause durchgeführten Untersuchung des Isis Software-Reports 50 als "magische Installationszahl" an, von der an der Wartungsaufwand im Normalfall den Gewinn aus Neuinstallationen auffrißt. Was Wunder, daß der Anbieter das Produkt dann fallen lasse.

Der neue Isis Software-Report von der Nomina Information Services München, der nahezu jede als Standard in Deutschland angebotene Softwarelösung auflistet, enthält über 1000 Programme für den kommerziellen und den Branchenbereich, darunter knapp 900 aus Softwarehäusern. Daß von letzteren über 50 Prozent nicht mehr als fünfmal installiert wurden, läßt den Begriff "Standard" in neuem Licht erscheinen

In der Absicht, den Markt etwas mehr in den Griff zu bekommen, hat die Leo Schleupen Systemanalyse GmbH die Isis-lnstallationszahlen aus dem Kommerz-Bereich ausgewertet.

Dabei wurden von reinen Softwareanbietern nur 19 Produkte gefunden, die bislang mehr als 100mal verkauft wurden, an herstellereigenen Programmen weitere 38.

Wie relativ diese Angaben allerdings sind, stellt Schleupen dar, indem er feststellt, daß die IBM beispielsweise keine Angaben über Installationen gemacht hat, andere Unternehmen dagegen sehr "runde" Zahlen angegeben hätten. Auch der Kataloganbieter äußert sich zu diesen Angaben sehr kritisch. Er glaubt zwar an die Genauigkeit der einzelnen Zahlen, gibt aber zu bedenken, daß ein Vergleich selten möglich ist.

Obwohl das Haus Schleupen in der Auswertung die höchsten Installationszahlen erreicht (siehe Tabelle), beurteilt das Unternehmen selbst das Ermittlungsverfahren als zweifelhaft, da nicht jede einzelne Intallationsadresse angegeben werden muß, sondern nur ein repräsentativer Teil, der dann stichprobenartig geprüft wird. Das jedoch, so Schleupen, erbringe eher zu hohe Ergebnisse, die die Leere auf dem Standardmarkt nur beschönigen könnten.

Das Grundproblem sieht Schleupen darin, daß jede Standardprogrammierung Zeit und Kapital frißt, der Hersteller seine Anlagen jedoch schnellstmöglich vermarkten will. Dadurch fehle für Qualitätsprogramme nicht nur das Geld, sondern vor allem die Zeit. Auch die Ausbildungssituation trage mit zu dem Dilemma bei. Schleupen: "Da immer auch ein Wettbewerbsvorteil aus einer neuentwickelten guten Technik zu ziehen ist, verbietet es sich für die Entwickler diese zu publizieren. Die Hochschulabsolventen, denen eingetrichtert wurde, daß sie jetzt Könner seien, haben nur den Schnee von gestern mitbekommen. Ehe die Regierung diesbezüglich keine eindeutigen Richtlinien erarbeitet, wird das Softwarefeld weiterhin der Wilde Westen bleiben."