Die führenden drei Hersteller verdienen derzeit allesamt schlecht:

Rendite der DV-Giganten gerät unter Druck

07.04.1989

MÜNCHEN (IDG) - Katerstimmung in Amerikas DV-Industrie: Bei den drei Großen - IBM, DEC und Unisys - fiel der Ertrag im ersten Quartal 1989 unerwartet mager aus. Wenn die Unternehmen Mitte April ihre Zwischenbilanz für das abgelaufene Vierteljahr ziehen, dürfte Unisys als der große Verlierer dastehen, die Konzernleitung befürchtet sogar rote Zahlen.

Den Anfang im Reigen der DV-Multis, die Ende März die New Yorker Finanzanalysten vor überzogenen Gewinnerwartungen warnten, machte der Marktführer. Knappe zwei Wochen vor dem Stichtag 31. März ließ die Armonker Konzernspitze verlauten, der Quartalsgewinn werde längst nicht den Erwartungen von optimistischen IBM-Watchers entsprechen. Der Grund für die Ertragsschwäche sei aber nicht etwa in einer zu geringen Nachfrage zu suchen, sondern allein in (nicht näher definierten) "Problemen" mit einem Chip, der in der 3090-S-Baureihe eingesetzt wird. Wegen dieses mittlerweile behobenen technischen Mangels hätten sich Auslieferungen und damit Abrechnungen verzögert; spätestens im dritten Quartal werde IBM die Verspätungen wieder aufholen können.

In Anwender- und Börsenkreisen keimten allerdings Zweifel an der beschwichtigenden Darstellung seitens der Big-Blue-Manager, die sich auffallende Mühe gaben, das Wachstumspotential der DV-Branche zu beschwören. Denn auch die Kaufleute bei Digital Equipment kamen bei ihren vorläufigen Berechnungen zu dem Schluß, daß der Gewinn im dritten Geschäftsjahresquartal zum 31. März hinter den Prognosen zurückbleiben werde. Sowohl bei IBM als auch bei DEC bröckelte der Aktienkurs rapide ab; er hielt sich auch nach relativierenden Äußerungen auf einem niedrigen Niveau.

Die eigentliche Bombe aber platzte, als die Unisys Corp. ihr Statement zum auslaufenden Quartal abgab: 60, wenn nicht 80 Millionen Dollar Verlust kämen zusammen. Verzögerungen bei der Einführung neuer Produkte spielten dabei ebenso eine Rolle wie die vorläufige Stornierung sämtlicher Militäraufträge als Folge eines Strafverfahrens, das gegen ehemalige Sperry-Manager geführt wird. Die Abteilung für elektronische Wehrtechnik läuft, wie das "Wall Street Journal" berichtete, bei Insidern inzwischen unter dem harten Spitznamen "Waste, Fraud & Abuse Inc.", was soviel heißt wie "Verplemperung, Betrug und Mißbrauch GmbH'. Die Verfehlungen fallen zwar in die Zeit vor der Übernahme Sperrys durch Burroughs, doch Unisys muß nun diese Altlast tragen.

Individuelle Probleme der einzelnen Konzerne erklären die derzeitige Misere aber nur zum Teil. Renommierte Branchenbeobachter wie Ulric Weil aus Washington sehen dahinter volkswirtschaftliche Dimensionen: Die amerikanische Nachfrage ist absolut rückläufig. Der Sektor Informationstechnologie ist zu groß geworden, um makroökonomische Veränderungen unbeschadet zu überstehen. "

Zudem spielt zunehmend der mündige Anwender seine Rolle als Kunde aus - er sei "nicht mehr willens, für Versprechen zu bezahlen", meint Dale Kutnick, Chef der Marktforschungsfirma Meta Group Inc. in Westport. Er ist im Prinzip optimistisch, was die Konjunktur betrifft, rügt aber die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Hersteller an die neue Marktlage: "Nachfrage gibt's genug, aber nur für die richtigen Produkte. "