Rekrutierung läuft auf Hochtouren

15.11.2006
Von Winfried Gertz*
In der IT-Branche wird wieder aufgerüstet. Zum Beispiel im Münchner Software- und Beratungsunternehmen Softlab, das in diesem Jahr gleich 400 neue Mitarbeiter einstellen will. Das schafft man nicht mit links.

Personalleiter wie Uwe Kloos sind zu beneiden. Wird in anderen Firmen mit harten Bandagen um jede neue Stelle gerungen, kann Softlab, ein Unternehmen der BMW Group, mit offenen Stellen werben. 7000 Bewerbungen, "viele davon initiativ", wie Kloos mit großer Freude anfügt, sind in den ersten neun Monaten eingegangen. "250 neue Kollegen sind schon an Bord." Weitere 150 Key Account Manager, Consultants, Projekt-Manager und Software Engineers sollen hinzustoßen. Jeder fünfte, lautet eine interne Vorgabe, ist Hochschulabsolvent. Einsteiger sind willkommen, wenn sie gute Noten, vor allem aber vielfältige Interessen in die Waagschale legen können.

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Unbestechlicher Blick

Während sich in der Republik herumspricht, dass bei Softlab und seinen Töchtern Nexolab, Axentiv und Entory gute Jobperspektiven locken, wird den Personalern in diesem Rekrutierungsmarathon einiges abverlangt. Jeden Tag sind rund 30 Bewerbungen unter die Lupe zu nehmen. "60 Prozent", kalkuliert Kloos, fallen sofort durchs Raster. HR-Consultants erkennen sofort, ob ein Kandidat genug Potenzial hat, um sich in eine Stelle hineinzuentwickeln. "Konzerntypen", die vor allem einen geregelten Arbeitstag suchen, bleiben dem unbestechlichen Blick der Softlab-Personaler kaum verborgen.

Dass ihnen die Übersicht nicht abhanden kommt, verdanken die Personaler einem Bewerber-Management-System, das die Informationen vom Moment des Eingangs bis zur erfolgten Einstellung nahezu vollständig digital steuert. "Den Papieranteil können wir damit auf 20 Prozent drücken", benennt Kloos einen Vorteil des Systems, das auch den Führungskräften quer über die Softlab Group hilft, Kandidaten kennen zu lernen und sich schnell mit ihnen zum Vorstellungsgespräch zu verabreden.

Wer als Berater oder Software Engineer bei der Softlab Group einsteigt, auf den warten vielfältige Aufgaben. Das Münchner Unternehmen, mit zusätzlichen Standorten in Karlsruhe, Frankfurt am Main, Köln und Hamburg, hat sich auf verschiedene Branchen und Technologiethemen spezialisiert und wird vor allem von Dax-Konzernen engagiert. Softlab berät den Triebwerkhersteller MTU bei der Entwicklung und Realisierung eines komplexen Supportsystems, und bei der Münchener Rückversicherung heben bis zu 40 Kollegen eine auf SAP basierende IT-Plattform aus der Taufe. "Wir arbeiten nicht im stillen Kämmerlein", sagt Ines Gottmann, nach ihrem Einstieg vor zwei Jahren inzwischen zur Senior-Beraterin bei Nexolab aufgestiegen. "Wir kommunizieren permanent mit unseren Kunden", so die Betriebswirtin, die ein Projekt im BMW-Werk Dingolfing leitet und zusätzlich einer Chemiefirma im Rheinland unter die Arme greift.

Während Gottmann ihren Einstieg über ein Praktikum beim BMW-Ableger Mini fand und sich als Beraterin in der Automobilindustrie aufgehoben fühlt, ist unter jungen Informatikern das zweimonatige Trainee-Programm zum Siebel Certified Consultant begehrt. Auf die zehn Plätze der Anfang Oktober begonnenen Ausbildung hätten sich weit mehr als 100 Kandidaten beworben, so Kloos.

Bindung statt Burnout

"Bindung" lautet auch eines der Schlüsselwörter für die Münchner. Denn die Rekrutierung vieler Mitarbeiter ist nicht zu Ende am Tag der Einstellung. Strategisch planende HR-Spezialisten wie Kloos wissen längst, dass Arbeitgeber angesichts angespannter Personalmärkte viel Aufwand betreiben müssen, um gute Mitarbeiter möglichst lange bei der Stange zu halten. "Mitarbeiterbindung ist für uns wichtiger als ein Gehaltsaufschlag von 15 Prozent", sagt der Personalleiter.

Wer zu Softlab kommt, soll sich vom ersten Tag an wohlfühlen und schnell integrieren können. In einer Firma, in der viele Berater viel unterwegs sind, begegnet man sich selten. Umso wichtiger ist es, dass sich die Kollegen möglichst schnell kennen lernen. Dazu dient ein "Onboarding" genanntes Einstiegsprogramm. Paten helfen, den Neuen die "ungeschriebenen Regeln" zu vermitteln. (hk)