100 Milliarden Mark Umsatz im TK-Markt

Regulierer lobt den Wettbewerb im Jahr eins der Liberalisierung

23.12.1998
BONN (CW) - Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) zieht für 1998 eine positive Bilanz. Im Jahr eins nach der völligen Liberalisierung des deutschen TK-Marktes zeigt sich die Behörde insbesondere mit den drastischen Preissenkungen für Ferngespräche sowie dem Erfolg der neuen Anbieter zufrieden.

Der nach dem Regierungswechsel arg unter Beschuß geratene Präsident der RTP, Klaus-Dieter Scheurle, blickt mit Genugtuung auf sein erstes Amtsjahr zurück. Anläßlich der Vorstellung des Jahresberichts der RTP identifizierte er die Verbraucher als große Gewinner. Bei inländischen Fernverbindungen könnten die Kunden im Vergleich zum Vorjahr tagsüber um bis zu 70 Prozent billiger telefonieren, lobte Scheurle die Marktentwicklung.

Der RTP-Chef erwartet für das kommende Jahr einen weiteren Preisverfall, ausgelöst durch die Ankündigung der Telekom, ihre Tarife zum 1. Januar 1999 zu senken. Infolgedessen hätten einige Wettbewerber ihrerseits eine Reduzierung der Gebühren signalisiert. Insgesamt rechnet Scheurle aber nicht mehr mit ähnlich starken Preisstürzen wie dieses Jahr.

Boom im Mobilfunk und bei Online-Diensten

Als einen der größten Erfolge sieht die RTP die Bereitschaft der Kunden, andere Carrier in Anspruch zu nehmen. Jeder sechste Telefonkunde hat, so Scheurle, bereits die Dienste eines der neuen Provider genutzt. Ein Drittel des täglichen Gesprächsvolumens im Fernbereich werde unterdessen schon von den Telekom-Konkurrenten abgewickelt.

Insgesamt haben die Newcomer dem RTP-Bericht zufolge 1998 mehr als elf Milliarden Gesprächsminuten vermittelt und dabei einen Umsatz von 2,5 Milliarden Mark erwirtschaftet. Die Bereitschaft der Kunden, zu anderen Providern zu wechseln, geht jedoch nicht zu Lasten der Telekom, weil der gesamte Telefonverkehr nach Schätzung der RTP 1998 um 6,5 Prozent zunahm. Der Bonner Carrier werde daher die Zahl der Gesprächsminuten um 5,5 Prozent auf 183 Milliarden Minuten steigern.

Das Umsatzvolumen des gesamten Telekommunikationsmarktes taxiert die RTP auf rund 100 Milliarden Mark. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Zuwachsrate von sieben Prozent. Einen großen Anteil an dieser Steigerung haben laut Scheurle der Boom im Mobilfunk sowie bei Online-Diensten.

Der Bericht prognostiziert bis Jahresende 1998 insgesamt 13,5 Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Schar der mobilen Telefonierer damit hierzulande um 62 Prozent zugelegt. Aufgrund der Preissenkungen im Dezember sowie des neuen Anbieters Viag Interkom erwartet die Bonner Behörde auch für das kommende Jahr ein weiterhin rasantes Wachstum. Für das zweite Halbjahr 1999 kündigte Scheurle im Mobilfunk die Lizenzerteilung für Netze auf Basis der Technologie Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) an, die als Nachfolger des GSM-Standards gehandelt wird. Das Interesse daran ist dem RTP-Chef zufolge groß, die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 15. Januar 1999. Einen ähnlichen Boom wie im Mobilfunk konstatiert die RTP auch bei den Online-Diensten. Die Zahl der Anwender ist demnach auf sieben Millionen gestiegen. Das Marktvolumen für Web-Services wird nach Schätzung der Wettbewerbshüter in Deutschland von 5,8 Milliarden Mark in diesem Jahr auf 8,7 Milliarden Mark im Jahr 2000 anwachse.