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RegTP sieht deutliche Liberalisierungserfolge im TK-Markt

01.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Ansicht des Präsidenten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post ( RegTP ), Matthias Kurth, werden die Konkurrenten der Telekom zunehmend unabhängiger von dem Ex-Staatsmonopolisten. Im ersten Quartal 2003 hätten die Unternehmen nur noch 50 Prozent ihrer Umsätze an den Bonner TK-Konzern abgeführt, sagte Kurth gegenüber dem "Handelsblatt". Vor zwei Jahren flossen dagegen noch 60 Prozent ihrer Erlöse in Form von Gebühren für die Nutzung von Leitungen oder die Miete von Telefonanschlüssen an die Telekom, so der Chefregulierer. Diesen deutlichen Fortschritt der Wettbewerber erklärte Kurth unter anderem mit den steigenden Investitionen in die eigene TK-Infrastruktur. Die Anbieter seien daher weniger auf Vorleistungen des magentafarbenen TK-Riesen angewiesen.

Schwieriger tut sich Kurth, seine Liberalisierungserfolge im Wachstumsmarkt DSL aufzuzeigen. So verweist der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten ( VATM ) darauf, dass es der Telekom hier gelungen sei, mit etwa vier Millionen verkauften DSL-Anschlüssen und einem Marktanteil von über 90 Prozent ein neues Quasi-Monopol aufzubauen. Schuld daran sei vor allem die sehr aggressive Billigpreis-Strategie der Telekom bei den Endkundenpreisen, die sie mit Genehmigung der RegTP realisieren konnte, so der VATM. Damit nicht genug habe die RegTP erst kürzlich eine Erhöhung der DSL-Vorleistungspreise, die die Wettbewerber an die Telekom zu zahlen haben, gestattet. Leistungen, die bis vor kurzem noch im T-DSL-Endkundenpaket der Telekom enthalten waren, sollen zudem nun den Wettbewerbern in Rechnung gestellt werden. Durch die Genehmigung zusätzlicher nutzungsdauerabhängiger Entgelte durch die RegTP werde es den

Telekom-Konkurrenten zusätzlich erschwert, eigene Produkte und Dienste, wie zum Beispiel Flatrate-Tarife anzubieten, so der VATM.

RegTP-Präsident Kurth führte im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an, die Konkurrenten der Telekom hätten im ersten und zweiten Quartal 2003 jeweils etwa 100.000 Endkundenzugänge gemietet. Dies seien mehr als in den Vorquartalen seit Beginn der Marktöffnung im Jahr 1998. Wachstumstreiber sei dabei in erster Linie die Vermarktung schneller Internet-Zugänge über DSL, so Kurth. Er räumte jedoch ein, dass der deutsche TK-Markt nicht mehr so sprunghafte Veränderungen wie zu Beginn der Liberalisierung mache. Allerdings gebe es nach wie vor signifikante Verschiebungen zu Gunsten der Wettbewerber.

Eine weitere Fehlentscheidung sieht der VATM in der Zustimmung der Regulierungsbehörde zu einem Pauschaltarif der Telekom, der den Kunden etwa an Wochenenden kostenloses Telefonieren ermöglicht. Dabei sei das strategische Ziel der Telekom ganz offensichtlich, gegen Call-by-Call und Preselection ebenso vorzugehen wie gegen den kompletten Wechsel zu anderen Anbietern.

Immerhin, so Kurth, haben sich bis Ende August mehr als eine Millionen Kunden bei den Wettbewerbern der Telekom für Preselection im Ortsnetz oder gar einer Voreinstellung bei Orts- und Ferngesprächen registrieren lassen. Damit würden inzwischen 14 Prozent des Gesprächsvolumens im Ortsnetz über die Netze der Telekom-Konkurrenten abgewickelt.

Der Bonner Konzern befürchtet, dass der Anteil bis Jahresende auf 20 Prozent ansteigt und versucht unter anderem mit seinem Pauschaltarif gegenzusteuern. (mb)