Neue Buchungsmethode sorgt für Aufruhr

Red Hat revidiert Bilanzen

23.07.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Ankündigung von Red Hat, die Jahresabschlüsse der vergangenen drei Geschäftsjahre zu revidieren, hat für Aufregung in der Finanzwelt gesorgt. Die Aktie brach zeitweise um 23 Prozent ein. Verärgerte Anleger haben inzwischen eine Sammelklage eingereicht.

Der Linux-Distributor Red Hat hat angekündigt, die Jahresabschlüsse für 2002, 2003 und 2004 sowie noch untestierte Zahlen des zum Ende Mai 2004 abgelaufenen ersten Quartals zu revidieren. Dabei sollen Einnahmen aus Subskriptionsverträgen anders verbucht werden als zuvor, was trotz eines unverändert ausgewiesenen Umsatzes "signifkante" prozentuale Änderungen beim Nettogewinn zur Folge haben werde.

Red Hat begründete die Neuberechnungen damit, dass Pricewaterhouse-Coopers eine neue Bilanzierung für die Softwareabonnements empfohlen habe, die bislang monatlich verbucht worden waren. Ab jetzt sollen sie auf täglicher Basis über die Gesamtdauer des jeweiligen Vertrags verbucht werden, was dazu führt, dass sich ein Teil der Umsätze aus dem Monat, in dem das Abonnement startet, in den Monat verlagert, in dem es ausläuft.

Die Ankündigung löste in Finanzkreisen unterschiedliche Reaktionen aus. Charles Morris, Fonds-Manager der an Red Hat beteiligten Integral Capital Partners, bezeichnete den Linux-Distributor zwar als "sehr gute Firma mit hervorragenden Aussichten", äußerte aber auch seine Bedenken hinsichtlich der internen Finanzpraxis von Red Hat: "So etwas macht man nicht innerhalb von 30 Tagen und kommt ungestraft davon." Sein Kollege Victor Raisys von WR Hambrecht kritisierte vor allem Unsicherheiten im Hinblick auf die extrem hoch bewertete Aktie. Gleichzeitig wurde darüber spekuliert, ob Finanzchef Kevin Thompson, der vor einigen Wochen sein Amt niedergelegt hatte, dies wirklich nur aus den seinerzeit genannten "persönlichen Gründen" getan hatte.

Firmenchef Matthew Szulik versuchte unterdessen, die Anleger zu beschwichtigen: "Wir gehen nicht davon aus, dass die Revision die bedeutsamen historischen Trends unseres Geschäftsverlaufs materiell verändert, und auch unsere Prognose bleibt unverändert zuversichtlich." (sp/tc)