Distributor will Widerlegung der Vorwürfe im Linux-Streit gerichtlich erzwingen

Red Hat kontert mit Klage gegen SCO

08.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Red Hat hat SCO verklagt, durch unbelegte Vorwürfe gegen Linux den Wettbewerb zu verzerren. Zur finanziellen Hilfe bei juristischen Auseinandersetzungen richtete der Linux-Distributor einen Fonds ein.

Die bei einem Gericht in Delaware eingereichte Klage soll SCO zwingen, Vorwürfe, Linux enthalte urheberrechtlich geschützten Unix-Code, mit Fakten zu belegen. Die Red-Hat-Klage umfasst sieben Punkte. Der Distributor möchte gerichtlich festgestellt haben, dass Linux erstens keine Urheberrechte und zweitens keine Geschäftsgeheimnisse von SCO verletzt. Drittens habe SCO falsche Behauptungen über Linux aufgestellt und viertens durch "betrügerische Handelspraktiken" Red Hat "irreparablen Schaden" zugefügt. Schließlich habe SCO sich des unfairen Wettbewerbs schuldig gemacht und Red Hats Produkte und Dienstleistungen in Verruf gebracht. Auf Basis dieser sieben Klagepunkte verlangt Red Hat von SCO Schadensersatz in einer vom Gericht festzustellenden Höhe. Nach den Gesetzen Delawares würde eine Kompensation die dreifache Höhe des angerichteten Schadens betragen.

Wie jetzt bekannt wurde, hat Red Hat mit einem Schreiben vom 18. Juli 2003 SCO aufgefordert, bis Ende des Monats die bisher erhobenen Vorwürfe der Urheberrechtsverletzung durch Linux und Red Hat mit Fakten zu belegen. Stattdessen hatte SCO in einem Gespräch mit Analysten am 22. Juli gewarnt, Red Hat missbrauche Unix-Code. In einem Schreiben vom 31. Juli hatte SCO nur Verhandlungen und eine Offenlegung angeblich kopierten Sourcecodes unter strikter Vertraulichkeit angeboten. Am gleichen Tag verlangte SCO-Chef Darl McBride in einem Telefonat mit Red-Hat-Chef Matthew Szulik vom Linux-Distributor die Zahlung einer Unix-Lizenz.

Er habe sich daraufhin "persönlich angegriffen" gefühlt, sagte Szulik. "Wir waren geduldig, wir haben zugehört. Aber wenn jetzt unsere Kunden, die ganze Open-Source-Community und unsere Investoren mit unbelegten Forderungen, Beleidigungen und Gerüchten bedroht werden, ist es Zeit zu handeln."

SCO hatte von Linux-Anwendern verlangt, sie müssten eine Unix-Lizenz erwerben. In einem Brief an die 1500 größten Unternehmen der Welt, darunter zahlreiche Red-Hat-Kunden, hatte das Unternehmen mit gerichtlichen Klagen gedroht. Szulik berichtete, dies habe manche Unternehmen zur Verschiebung von Linux-Investitionen veranlasst. Er bekräftigte: "Red Hat hat die Verantwortung, sicherzustellen, dass die Rechte seiner Anwender geschützt werden."

Parallel zur Klage hat Red Hat einen "Open Source Now Fund" eingerichtet. Der Fonds soll Unternehmen aus dem gesamten Open-Source-Spektrum finanziell unterstützen, wenn sie sich gerichtlichen Klagen von SCO ausgesetzt sehen. Red Hat zahlt in die Kasse eine Million Dollar ein und bittet alle Unternehmen, die von Linux geschäftlich profitiert haben, um Spenden.

SCO hat auf die Klage von Red Hat mit einem Schreiben an Szulik reagiert. Darin kündigt McBride an: "Seien Sie darauf hingewiesen, dass unsere Antwort wahrscheinlich Gegenforderungen wegen Urheberrechtsverletzungen und Verschwörung umfassen wird." (ls)